"Frankfurt ist eine Messe wert." So lautet eine hübsch doppeldeutige Redensart, die alle Jahre wieder zur Buchmessenzeit auftaucht. Ihren Ursprung hat sie allerdings in Frankreich. Mit den Worten "Paris vaut bien une messe" (Paris ist eine Messe wert) erklärte einst der in der Provinz hugenottisch-protestantisch erzogene Heinrich IV. (1553-1610) seinen Übertritt zum katholischen Glauben, der ihm in der Hauptstadt die französische Königskrone einbrachte.
Gespielt wird bei diesem Frankfurter Slogan mit der Identität der beiden Begriffe Messe = Gottesdienst und Messe = Jahrmarkt, Großausstellung, die gerade Franzosen, aber auch Italiener immer wieder stutzen lässt. Bei ihnen ist messe beziehungsweise messa das Wort für den Gottesdienst. Für Jahrmarkt, Großausstellung sagen sie foire beziehungsweise fiera.
Beides ist abgeleitet vom lateinischen feria = freier Tag, das übrigens auch in unserem alten Wort Fieranten für Jahrmarktshändler steckt.
Warum aber nun diese Identität im Deutschen? Das Wort Messe im Sinn von Gottesdienst hat seine Wurzel in der alten lateinischen Formel "Ite, missa est!" am Ende der Liturgiefeier, in etwa zu übersetzen mit "Geht, die Versammlung der Gläubigen ist entlassen!". Missa ist das Partizip Perfekt von mittere = entlassen, wegschicken, senden, das uns zudem das Wort Mission gebracht hat.
Weil aber der Begriff Messe bei uns auch bald für Heiligenfest mit feierlichem Gottesdienst zu Ehren des Kirchenpatrons stand und an solchen Patrozinien große Jahrmärkte abgehalten wurden, bürgerte sich die zweite Bedeutung ein.
Wenn man wiederum bei uns den Speiseraum für Offiziere auf einem Schiff Messe nennt, so stammt das Wort zwar aus dem Englischen mess, aber auch hier wirkt das lateinische mittere nach. Missum war das Gericht, das aus der Küche herauskam, also vom Koch entlassen wurde.
Auch ein zweiter griffiger Slogan kocht übrigens zur Buchmessenzeit immer wieder hoch: "Jeder geht nach Frankfurt, weil jeder nach Frankfurt geht". Das ist nun überhaupt nicht doppeldeutig, und zudem stimmt es wohl. Allein 300 000 Besucher kamen letztes Jahr, und – Krise hin oder her – arg viel weniger werden es dieses Jahr wohl nicht sein.