Manchmal kann man auf dem falschen Fuß erwischt werden: "Was ist ein Kebsweib?", kam dieser Tage die Frage bei einer Lesung aus dem Buch mit den "Sprachplaudereien". Was ein Kebsweib ist, wusste man ja – eine Nebenfrau. Aber woher das Wort kommt? Fehlanzeige. Deswegen sei hier nachgelegt.
In der Bibel ist zwar viel von Kebsweibern die Rede, die alten Israeliten taten sich da bekanntlich keinen Zwang an. Aber aus dem Hebräischen stammt der Zusatz Kebs nicht. Es ist wahrscheinlich ein uraltes germanisches Wort, steckt in althochdeutsch kebis, altenglisch ciefes, altisländisch kefsir und bedeutet Sklavin, weibliche Gefangene.
Danach wäre auf die Unsitte angesprochen, dass der Mann sich damals eine rechtlose Untergebene zur willfährigen Gespielin machen konnte – neben seiner Angetrauten her, wohlgemerkt.
Rechtlos waren oft auch die Kegel, und damit sind jetzt nicht die Kegel von der Kegelbahn gemeint. Jeder kennt zwar den Ausdruck mit Kind und Kegel, aber nicht jeder weiß, was dieses Kegel bedeutet. Ein Kegel ist ein uneheliches Kind. Wahrscheinlich hat es in der Tat mit dem richtigen Kegel im Sinn von Holzfigur fürs Kegelspiel, Knüppel, Prügel, Pflock, Eiszapfen zu tun.
Ähnlich wie bei Bengel für einen aus der Art geschlagenen Jungen, wäre damit ein Kegel ein nicht der Norm entsprechendes Kind.
Außerdem gibt es eine Herleitung, die direkt mit der Bedeutung Eiszapfen zu tun haben könnte: Im "Modus Liebinc", einem schwäbischen Schwank aus dem Mittelalter, wird von einer Frau erzählt, die während einer Reise ihres Mannes ein Kind bekam und ihm dann vorgaukelte, sie habe Schnee gegessen und sei davon schwanger geworden. Kegel wäre also ein aus Schnee und Eis entstandener Bastard.
Die Geschichte ist übrigens noch nicht zu Ende: Der betrogene Kaufmann ging nach geraumer Zeit wieder auf Reisen, nahm das Produkt des Fehltritts mit und verkaufte es in fernen Landen für hundert Gulden. Seiner Frau erzählte er bei der Rückkehr, das "Schneekind" habe auf einer Insel im Süden zu viel Sonne abbekommen und sei in der Hitze geschmolzen…
So sind halt die Männer. Sich Kebsweiber halten, aber wehe, wenn die Frauen den Spieß umdrehen.
Oder besser: So waren halt die Männer, denn heute ist das ja alles anders.
Freitag, 2. Oktober 2009
Von Kebsweibern und Schneekindern
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