Von Achaia ins Allgäu
Wundert sich eine deutsche Dame auf Griechenlandfahrt: "Warum sagen wir eigentlich Griechen, obwohl sich die Einheimischen Hellenen nennen?" Eine berechtigte Frage, die auf ein weites Feld führt - zu weit, als dass sie hier umfassend beantwortet werden könnte. Nur so viel:
In seiner "Ilias", geschrieben wohl um 700 v. Chr., nannte Homer die Heerscharen, die von Griechenland gen Troja zogen, noch Achaier, Danaer oder Argiver. Im 5. Jahrhundert v. Chr. bürgerte sich der Begriff Hellenen ein, der auf einen nordgriechischen Volksstamm zurückgehen dürfte. Hellenen war dann im spätrömischen Reich die Bezeichnung für die Anhänger der altgriechischen Kulte in Abgrenzung zum Christentum, während sich die griechischen Christen selbst Romei (Römer) nannten. Später wurde der Terminus Hellenen wieder allgemein für alle griechisch Sprechenden verwendet - und darauf beruht Ellines, wie sich die Griechen jetzt nennen.
Vom griechischen Stamm der Ionier wiederum, die in der heutigen Westtürkei siedelten, leiteten die Perser den Namen Yauna ab, der dann auf andere Sprachen des Ostens abfärbte - vom Hebräischen über das Arabische bis zum Indischen. Ansonsten stand aber ein lateinischer Begriff Pate: Graeci nannten die Römer jene Griechen, die schon lange vor Christi Geburt in Süditalien Kolonien gründeten, wobei dieser Name entweder von einer griechischen Stadt namens Graia unweit Athen herrührt oder vom kleinen Stamm der Graikoi. Lateinisch Graecia für Griechenland sorgte dann für Ableger zuhauf - von albanisch Greqia über englisch Greece, finnisch Kreikka, französisch Grèce und ungarisch Görögország bis walisisch Groeg.
Ganz schön kompliziert. Wir Deutsche stehen den Griechen allerdings überhaupt nicht nach. Duits (niederländisch), tedesco (italienisch) german (englisch), yoeraman (thailändisch), allemand (französisch), niemiecki (polnisch), saksa (finnisch) - das sind nur einige der anderssprachigen Bezeichnungen für deutsch. Stoff genug für eine eigene Betrachtung - ganz zu schweigen von den despektierlichen Übernamen, mit denen uns manche belegen: von Fritz über Kraut, Boche und Mof bis Piefke.
Womit wir bei den Ethnophaulismen wären. So heißt das schöne Fremdwort für abwertende Bezeichnungen von Nationalitäten (griechisch ethnos = Volk, phaulis = gering, wertlos, böse).
Aber apropos Mehrfachbenennung: Lebt jemand in Wangen, Leutkirch oder Isny, so ist er Allgäuer, Schwabe und Württemberger zugleich.
Auch ganz schön kompliziert. Nur die Definition des Allgäuers ist relativ einfach: Beugt man sechs übereinander, dann ist der oberste genauso vrdruckt wie der unterste. Sagt man. Aber das grenzt auch schon wieder an Ethnophaulismus.