Frostige 15 Grad unter Null zeigte das Thermometer an diesem klirrend kalten Neujahrsmorgen auf unserer Terrasse im Allgäu, und man verstand wieder einmal nur zu gut, warum die Altvorderen den Januar auch Hartung genannt hatten, Hartmond, Schneemond, Eismond oder Wintermond.
Durchgesetzt haben sich im deutschen Sprachgebrauch seit Jahrhunderten allerdings die aus dem Lateinischen stammenden Formen Januar oder früher auch Jänner, heute nur noch in Österreich üblich. Vor allem im deutschtümelnden 19. Jahrhundert hatte man bei uns zu den alten Namen zurückkehren wollen. Auch 1927 unternahm der Deutsche Sprachverein noch einmal einen Anlauf zur Eindeutschung, und die Barden der NS-Zeit übertrieben es ja ohnehin mit ihrem Germanen-Wahn - aber mit letztlich kontraproduktiver Wirkung. Nach dem Desaster von 1945 war endgültig Schluss. So heißt es heute Januar, und damit basta.
Aber warum Januar? Die Römer hatten das Kalenderjahr zunächst von März bis Februar gerechnet - deswegen auch Namen wie September für den siebten Monat (septem = sieben), der heute ja der neunte ist, oder Oktober für den achten (octo = acht), heute der zehnte, und so weiter.
153 nach Christus stellte man das System allerdings um und ließ das Jahr mit dem Januar beginnen. Und warum die Römer diesen Monat nach ihrem uralten, für sie sehr bedeutenden Gott Janus benannten, war durchaus sinnfällig. Janus - übrigens rein römisch, also ohne Entsprechung im griechischen Götterhimmel - galt als Gott des Eingangs und des Ausgangs, des Anfangs und des Endes. So wurde er auch immer doppelgesichtig dargestellt, das heißt mit einem nach vorne und einem nach hinten gerichteten Antlitz. Daher rührt unser heutiger Ausdruck janusköpfig für zwiespältig oder doppeldeutig.
Aus demselben Grund wurde Janus aber auch zum Namenspatron für einen damals viel belächelten Zündapp-Kleinstwagen aus den 1950er-Jahren, bei dem die Insassen auf der Rückbank nach hinten schauten. Das brachte diesen zwar durchaus mehr Beinfreiheit, aber letztlich setzte sich das Prinzip nicht durch - wer schaut schon gerne permanent dem Fahrer des nachfolgenden Autos ins wutverzerrte Gesicht, wenn es nicht schnell genug vorwärts geht.
Zurück zu Janus. Er wurde auch als Hüter des Ackerbaus, des gesetzmäßigen Lebens und der gottesdienstlichen Ordnung verehrt. Vor allem aber war er der Gott der Tore und Pforten, der Beweger der Angeln des Weltalls, der Aufschließer und Zuschließer des Himmels, der Wolken, des Landes und des Meeres. Und was man im alten Rom immer mit diesem Janus verband: Das richtige Durchschreiten einer Pforte entschied über das Gelingen eines Vorhabens.
Also auch über das Gelingen eines Jahres? Da kann jetzt jeder für sich entscheiden, wie das bei ihm war mit diesem Übergang ins neue Jahr während der Silvesternacht.