Schlichtweg falsch sind bislang immer noch schwache Formen wie "Die Blumen sprießten" statt sprossen, "Die Krieger fechteten" statt fochten, oder "Er bittete" statt bat.
Vertrackt wird es, wenn ein Verb sowohl eine starke als auch eine schwache Variante hat: Etwa wiegen.
Geht es um das Gewicht, so heißen die Formen in der Vergangenheit wog, gewogen. Also: "Der Kürbis wog zehn Kilo".
Wird aber etwas geschaukelt, so lauten sie wiegte, gewiegt. Ein Baby wird in den Schlaf gewiegt. Und gewiegt wird übrigens auch der Schnittlauch, weil man das Wiegemesser schaukelnd hin- und her bewegt.
Ein Stück Holz wird geschliffen (schleifen, schliff, geschliffen), eine Burg aber geschleift (schleifen, schleifte, geschleift). Sagt wiederum jemand "Ich habe den Baum mit meinem Auto nur ganz leicht gestriffen", so ist diese starke Form falsch. In korrektem Deutsch heißt es gestreift (streifen, streifte, gestreift).
Da muss man also aufpassen. Allenfalls Dichter können sich hier Freiheiten erlauben. Heinz Erhardts Nonsens-Poesie wäre nur halb so schön ohne die um des Reimes willen eingebauten Schnitzer. Nehmen wir nur mal den Schluss seiner Ballade "Der Fischer":
"Denn plötzlich teilten sich die Fluten / und eine Jungfrau kam herfür, / auf einer Flöte tat sie tuten, das war kein schöner Zug von ihr. / Dem Fischer ging ihr Lied zu Herzen, / obwohl sie falsche Töne pfoff. / Man sah ihn in das Wasser sterzen, / dann ging er unter und ersoff."Warum wir dieses Thema aufgewärmt haben? In der vorletzten Plauderei war von antibritisch gesinnten Patrioten die Rede. Da meinten Leser, es müsse gesonnenen heißen. Kurz gestutzt, nachgeschaut - und Glück gehabt. Gesinnten stimmt.
Im Duden Nr. 9 "Richtiges und gutes Deutsch" wird der Unterschied erklärt. Danach gibt es das Partizip gesinnt mit der Bedeutung von einer bestimmten Gesinnung sein. Man ist also übel gesinnt oder treu gesinnt. Das oft gehörte wohlgesonnen wird als umgangssprachlich bezeichnet. Richtig heißt es wohlgesinnt.
Das Partizip gesonnen hingegen im Sinn von willens, gewillt wird nur in Verbindung mit dem Hilfszeitwort sein gebraucht. Zum Beispiel "Ich bin nicht gesonnen, dir nachzugeben".
Warum man nun übel gesinnt getrennt schreibt und wohlgesinnt zusammen, wäre ein paar weitere Worte wert. Aber damit die Leser uns wohlgesinnt bleiben, sind wir nicht gesonnen, ihre Geduld noch länger zu strapazieren.