In dieser Woche hat vor allem ein Wort die Medien beherrscht: Hooligan. So bietet es sich an, einmal den Hintergrund dieses schillernden Begriffs auszuleuchten. Und schon sind wir - wie im Fall von Kantersieg in der vorletzten Woche - wieder bei den Deonymen gelandet, wie man in der Sprachwissenschaft die Ableitungen von Eigennamen nennt.
Nachschlagewerke und Internetportale bieten vor allem zwei mögliche Erklärungen an: Da soll es zum einen im 19. Jahrhundert eine irische Familie namens O'Hoolihan gegeben haben, deren Hang zur Randale so legendär war, dass man sogar eigens wüste Songs auf sie dichtete. Zum anderen könnte der Name auf den Iren Patrick Hooligan zurückgehen, der um das Jahr 1900 eine berüchtigte Jugendbande in London anführte.
Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Hooligan zum Synonym für Angehörige rivalisierender Gruppen, die sich bei Sportveranstaltungen Schlägereien leisten. Das englische Wort fasste auch schnell auf deutschen Boden Fuß, und in ihm verschmolz mit der Zeit alles, was man sich bei uns so unter Raufbolden, Rowdys und Radaubrüdern vorstellt. Dass nun allerdings die ohnehin schon rechtslastige Gesinnung dieser Bewegung immer mehr in den Vordergrund rückt und zur direkten Verbrüderung mit rechtsradikalen Gruppierungen gegen Dritte führt, ist eine neue, beängstigende Qualität. Und es könnte Folgen haben für den Bedeutungsinhalt des Wortes Hooligans: Das sind dann nicht mehr nur Rabauken, sondern braune Rabauken.
Aber wenn wir schon bei Unsympathen sind: Da drängt sich der Gedanke an ein anderes Deonym auf, und auch dieses hat mit Irland zu tun. In den 1880er-Jahren sorgte dort ein englischer Gutsverwalter für Furore. Als widerwärtiger Menschenschinder bekannt, ließ Charles Cunningham Boycott keine Gelegenheit aus, die arme irische Landbevölkerung zu kujonieren. Aber da drehte diese unter der Führung antibritisch gesinnter Patrioten den Spieß um: Die Leute stellten die Arbeit für ihn ein, kündigten die Pachtverträge und machten keinerlei Geschäfte mehr mit ihm. Selbst die Eisenbahn weigerte sich, weiterhin sein Vieh zu transportieren. Das zeigte Wirkung: Mister Boycott musste schließlich auswandern. Und schon war ein neues Wort geboren für diese Art des passiven Widerstands: to boycott.
Bald wurde es auch ins Deutsche übernommen. So gebrauchen wir heute boykottieren oder mit einem Boykott belegen als Synonym für etwas verhindern, ablehnen, blockieren, mauern, verfemen, meiden, ächten.
Apropos ächten: Hooligans kann man kaum mit Argumenten begegnen. Aber wenn sich die große Mehrheit der Bevölkerung einig zeigt in der entschiedenen gesellschaftlichen Ächtung solcher Neonazi-Schläger, ist schon viel erreicht.