Um Anregungen für diese Rubrik wird hier immer gebeten, und dankenswerterweise trudeln auch sehr viele ein. Manche eignen sich weniger für eine Plauderei, manche kommen auf Halde, manche werden direkt aufgegriffen. Wie diese Anfrage aus den letzten Tagen: Da hat eine Leserin einen australischen Schwiegersohn, der sich so seine Gedanken macht über die deutsche Sprache: Kann es denn sein, dass das Adjektiv herrlich von Herr abgeleitet ist, das Adjektiv dämlich aber von Dame?
Derzeit gendert es allerorten. In Frankreich fetzen sich die Parlamentarier, ob es Madame le président oder Madame la présidente heißt. Und auch bei uns gibt es Zoff: Gerade hat der Bundesrechnungshof die grün-rote Landesregierung gerügt, weil sie horrende Ausgaben in Kauf nimmt, nur um sich möglichst gender-bewusst zu gebärden. Im April wurden aus Studentenwerken per Gesetzesänderung Studierendenwerke - mit Kosten für die Änderungen von Satzungen, Homepages, Türschildern, Bürounterlagen, Materialien, Briefumschlägen, Studentenausweisen etc., die pro Studierendenwerk zwischen 40 000 und 120 000 Euro schwanken. Dass es keine Männer waren, die sich diese Initiative ausdachten, muss man zart anmerken dürfen.
Nun soll hier aber nicht länger über sinnvolle und weniger sinnvolle Folgen der Geschlechtsneutralität in der Sprache räsoniert werden - das wäre ein seitenfüllendes Unterfangen. Was allerdings jenes auf den ersten Blick so ungeheuerliche Wortpaar herrlich-dämlich angeht, so möchten wir doch Entwarnung geben. Es ist keineswegs eine Ausgeburt von Männerdominanz, sondern beruht allein auf sprachgeschichtlichen Prozessen.
Das Wort herrlich hat ursprünglich nichts mit Herr zu tun, sondern geht auf die althochdeutsche Wurzel her zurück. Dieses her - wir kennen es heute als hehr in Wendungen wie ein hehres Ziel - bedeutete eigentlich grauhaarig, in Ehren ergraut.
Bald wurde es aber auch im Sinn von erhaben, vornehm, hoheitsvoll gebraucht. Dass es mit der Zeit bei der Schreibung an Herr angeglichen wurde, könnte indes schon mit frühem Macho-Denken zu tun haben.
Unverfänglich ist jedoch das Wort dämlich. Das niederdeutsche dämelen für nicht recht bei Sinnen sein hat sich vom 19. Jahrhundert an im gesamten deutschen Sprachgebiet verbreitet. Die Bayern brauchten es allerdings nicht mehr. Sie hatten schon ihr damisch, was wohl aus derselben Wortfamilie stammt und ebenfalls dumm, doof, blöde, ungeschickt, einfältig, vernagelt, behämmert bedeutet. Angeblich stand hier ein uraltes Wort für berauscht taumelnd Pate - nicht ganz abwegig bei Hunderten von damischen Deliranten, die sich jetzt wieder beim Oktoberfest die Maßkrüge um die Ohren gehauen haben.
Mit so etwas Feinem wie Damen kann das Ganze also gar nichts zu tun haben. Dies zu behaupten, wäre schlichtweg dämlich.