Wie kommt man vom Frankfurter Fußballstadion auf die Kongressbibliothek in Washington? Sprachglossen machen es möglich.
Beim Fußball-Pokalviertelfinale Frankfurt-Dortmund vom Dienstag schoss Pierre-Emerick Aubameyang das Siegtor zum 1:0 für die Borussia. Dass der extravagante Superstürmer nicht im Ruhrpott geboren wurde, liegt bei diesem Namen eigentlich nahe. Sein Vater stammt aus dem zentralafrikanischen Gabun, seine Mutter aus Frankreich. Warum sie ihn Pierre-Emerick tauften, wissen wir nicht. Interessant ist dieser Name aber allemal.
Viele französische männliche Vornamen sind germanischen Ursprungs. Emérick – auch Eméric oder Emérik geschrieben – geht unzweifelhaft auf den alten deutschen Namen Emmerich zurück. Heute nicht gerade ein Modename, aber einige bekannte Träger fallen einem ein: der ungarische Komponist Emmerich Kálman, der österreichische Eiskunstläufer Emmerich Danzer, der deutsche Dirigent Emmerich Smola. Auch als Familienname hört man ihn recht oft.
In punkto Herkunft liegt der Fall nicht ganz klar. Wahrscheinlich sind hier zwei germanische Vornamen zusammengefallen: Da gab es zum einen den Namen Amalrich (amals = tapfer, rihhi = reich), der in Verbindung mit dem ostgotischen Herrschergeschlecht der Amaler oder Amelungen zu sehen ist und wohl in der Nebenform Emmerich weiterlebt.
Zum anderen könnte Emmerich eine Variante von Heinrich sein, die auf Haimrich (haim = Heim, rihhi = reich) und seiner lateinischen Form Emericus beruht.
Wie auch immer: Sehr beliebt wurde der Name schon im Mittelalter durch Emmerich, den Sohn des ungarischen Königs Stephan I. und der bayerischen Prinzessin Gisela, der nach einem kurzen, asketischen Leben 1031 starb und bald darauf heiliggesprochen wurde. Deswegen ist auch die Form Imre in Ungarn bis heute ein gängiger Vorname. Die englische Version lautet Emory, die polnische Emeryk und die italienische Amerigo. Berühmtester Namensträger: der Seefahrer Amerigo Vespucci. Weil nun ein deutscher Kartograph namens Martin Waldseemüller aus der Gegend von Freiburg 1507 der irrigen Meinung war, dieser Vespucci – und nicht Columbus – habe den Kontinent entdeckt, gab er ihm auf seiner Weltkarte dessen Namen: America.
2001 wurde diese Karte, die über Jahrhunderte auf Schloss Wolfegg in Oberschwaben gelegen hatte, vom Fürstenhaus für zehn Millionen Dollar an die USA verkauft. Heute hängt das Glanzstück als Taufurkunde Amerikas in der Library of Congress.
Wie kommt man nun von Washington wieder zurück zur Borussia? Da trug doch mal einer das schwarz-gelbe Trikot, der in diese Geschichte bestens hineinpasst: Lothar Emmerich, als begnadeter Stürmer unvergessen. Unvergessen auch sein Ruhr-Idiom: "Gib mich die Kirsche!", schrie er über den Platz, wenn er den Ball haben wollte.
Was rief wohl Peter-Emmerich vor dem 1:0?
Freitag, 14. Februar 2014
Peter-Emmerich und die Kirsche
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