Es klang zwar schon öfters hier an, aber dennoch sei mal wieder die Frage gestellt: Was täten wir eigentlich beim Schreiben ohne den Bindestrich?
Ganz einfach: Wir wären arm dran. Denn er hilft uns erheblich beim Lesen und Begreifen eines Textes. Und bei allem Unmut über die Rechtschreibreform mit ihren vielen Unsäglichkeiten, hier hat sie sogar segensreich gewirkt.
Man darf verstärkt mittels Bindestrich koppeln. So kann ein Wort wie der Eierschalensollbruchstellenverursacher – ein Gerät zum Köpfen des Frühstückseis – seinen Schrecken verlieren. Auch das 1999 in Mecklenburg-Vorpommern erlassene Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz wirkt aufgedröselt um einiges kommoder. Vor allem aber bietet sich der Bindestrich bei Mischwörtern aus verschiedenen Sprachen an. Allerdings bedarf es dann auch einer gewissen Konsequenz.
Nehmen wir nur ein Beispiel: die Wortverbindungen mit Gen (griechisch génos = Geschlecht), die seit dem Aufkommen der Gentechnik ja besonders im Schwange sind. Der neueste Duden schreibt Gentechnik, auch Genpool, Gentest und Gentransfer. Den Genmais und den Genweizen hat er noch nicht aufgenommen. Er würde beides allerdings wahrscheinlich auch ohne Bindestrich schreiben.
Aber was ist mit Generbsen und Gengerste? Wer als Deutscher diese Wörter zum ersten Mal liest, bleibt hängen. Er liest Generbsen zunächst einmal wie genervt, also mit der Betonung auf der zweiten Silbe. Und bei Gengerste startet er wie bei Gengenbach. Allenfalls der Kontext hilft dann weiter.
Was tun in diesem Fall, um nicht zu sagen in dieser Gengemengelage?
Man vertraut auf den Kontext, auch wenn das womöglich auf Kosten der schnellen Lesbarkeit geht. Oder man koppelt – dann aber konsequent durch den ganzen Text. Man schreibt also nicht: "Die Gendebatte muss auch die Genaubergine mit einschließen", sondern „Die Gen-Debatte muss auch die Gen-Aubergine mit einschließen".
Fazit: Eine Bananenkrümmungsgradverordnung haben wir ja schon. Was uns noch fehlt, ist die Gengemüsekoppelungsempfehlung. Dann aber richtig: Gen-Gemüse-Koppelungsempfehlung. Den Wortbestandteil Koppelungsempfehlung darf man allerdings nicht trennen. Denn hier handelt es sich um eine Verbindung durch ein Fugen-s.
Aber das ist eine andere Geschichte.