Unsere Leser haben ein Herz für Sprachplauderer. So fehlt es wahrhaft nicht an Anregungen per Brief, per Mail oder per Telefon - zwischendurch mal wieder ein herzliches Dankeschön an alle! Dieser Tage war die Kopie einer Naturkosttüte in der Post, auf der Amaranth Poppkorn angepriesen wird.
Nun zuckt man hier aus zweierlei Gründen zusammen: Erstens schreibt man Popcorn nur mit zwei p – eins vor dem o, eins hinterm o, wie es der Schöler Pfeiffer aus der „Feuerzangenbowle“ formuliert hätte, und so müsste es auch sein, wenn hier -korn statt -corn steht. Ohnehin heißt corn auf Englisch schlichtweg Mais und hat mit unserem Wort Korn als Oberbegriff für Getreide nichts zu tun.
Zweitens aber versteht unsere Jugend unter poppen etwas völlig anderes. Aus Gründen der hier gebotenen Dezenz soll nur zart angedeutet werden, dass es sich dabei um eine lustbetonte Variante der menschlichen Reproduktionstechnik handelt.
So drängt sich natürlich sofort die Verbindung zu Puffmais auf, wie man Popcorn auf Deutsch korrekt übersetzt, und wortgeschichtlich ist das auch gar nicht so abwegig.
Aber das lassen wir jetzt, weil es im Grunde um etwas anderes geht: Das lautmalerische pop kommt aus dem Englischen und heißt Knall, und to pop steht für platzen. Nun hat man die Wörter Tip und Stop/stop in Anlehnung an ihre englischen Wurzeln früher bei uns ebenfalls nur mit einem p geschrieben. Bei der Rechtschreibreform änderte man das allerdings in Tipp und Stopp. Bei Flop und Top/top schreckten die damals ja oft genug bar jeder Logik vorgehenden Sprachwächter allerdings zurück und beließen es bei einem p. Die dazugehörenden eingedeutschten Verben tippen, stoppen, floppen und toppen haben wiederum alle ein Doppel-p. Da können Fehler wie bei Poppkorn gar nicht ausbleiben – zumal wenn dann noch unbedarfte Werbetexter ins Spiel kommen.
Letztendlich beweist ein solcher Lapsus aber nur, dass sich immer mehr Deutsche – meist aus Wichtigtuerei – in einer fremden Sprache tummeln, ohne sie richtig zu beherrschen.
Nur noch kurz ein anderes Beispiel aus der Frühstücksbranche: Natural-Body-Power prangt auf einem der quietschbunten Etiketten jenes schwäbischen Müsli-Moguls mit der unsäglichen Werbemasche. Aber das ist - woisch, Karle! – einfach nur Quatsch. Man versteht zwar, was es heißen soll. Aber in korrektem Englisch heißt Körperkraft nicht Body-Power, sondern allenfalls physical strength oder bodily strength. Was soll also dieses Klippschulgestammel?
Ein weites Feld, allemal. Da es hier aus Platzgründen allerdings nicht richtig beackert werden kann, wollen wir dies in der nächsten Zeit einmal an anderer Stelle tun. Mit Pep! Oder Pepp? Egal, gepfeffert halt.
Freitag, 22. November 2013
Vom Puffmais zum Poppkorn
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