In vorweihnachtlicher Hoffnung, dass Niko keine Läuse hat, grüßt H. S. aus Ehingen." So endet eine nette Mail, die jetzt im PC landete. Aus gegebenem Anlass - morgen ist Nikolaus-Tag - wollen wir dieser Sache sofort nachgehen. Der Schreiber stößt sich an dem Plural Nikoläuse, der derzeit vor allem in jenen Kreisen beliebt zu sein scheint, die - lobenswerterweise (Anm. d. Verf.) - den Weihnachtsmann satthaben. Vor allem fragt er sich, ob man von Vornamen überhaupt einen Plural bilden kann.
Man kann! Allerdings existieren meist verschiedene Formen nebeneinander, und das macht das Ganze nicht einfacher: Man kann den Plural bilden wie bei normalen Substantiven, was eher der gehobenen Sprache entspricht. Oder man gebraucht den s-Plural, was dann eher als umgangssprachlich gilt. Schauen wir ein paar Beispiele an: In einem Satz wie "Unter den Herrschern des Mittelalters gibt es viel Heinriche und Friedriche" wird wohl weiterhin die bildungssprachliche Form eingesetzt. Bei einem Satz wie "Die Zahl der Alexanders und der Peters im Kindergarten nimmt stetig zu" greift man eher zu den s-Formen, könnte allerdings auch "die Zahl der Alexander und Peter" sagen. Ähnlich ist es bei weiblichen Vornamen: Früher sprach jemand von den drei Adelheiden in einer Familie, heute würde er eher von drei Adelheids sprechen, wobei jedoch auch die Form drei Adelheid durchginge.
Aber damit nicht genug der Spitzfindigkeiten: Enden Vornamen auf einem Vokal, so ist heute der s-Plural die Regel: Hugo/Hugos, Otto/Ottos, Willi/Willis, Luca /Lucas, Anna/Annas, Maria/Marias, Uschi/Uschis, Nele/Neles. Aber die Kaiser um 1000 werden auch künftig die Ottonen heißen, und man wird auch weiterhin von den drei Marien am Grab Jesu sprechen. Bei Namen, die auf Vokal+s ausgehen, bleibt der Plural meist endungslos - etwa zwei Agnes oder drei Esther. Aber bei Tobias sind auch die Tobiasse möglich und bei Krösus sagt man auf jeden Fall die Krösusse. Bei Michael hat man die Wahl zwischen die Michael oder die Michaele, bei Lorenz heißt es die Lorenz oder die Lorenze…
Kommt dann noch der Umlaut ins Spiel, wird es vollends verwirrend. Wenn bei Max neben die Maxe die Form die Mäxe durchgeht, müsste man dann bei Paul nicht auch die Päule sagen können, bei Volker analog dazu die Völker, und bei Wolfgang sogar die Wolfgänge oder die Wolfgänger?
Sprache ist nicht logisch, wir wissen es. Aber der Duden mischt beim Verunklaren noch munter mit: Im Print-Duden steht: "Plural: Nikolause, scherzhaft auch Nikoläuse." Im Internet-Duden dagegen lesen wir: "Plural: Nikoläuse, selten auch Nikolause." Ja, was denn nun?
Ein Vorschlag an den Heiligen: Lieber, guter Nikolaus, schaue doch morgen auch bei der Duden-Redaktion in Berlin vorbei und schenke ihr einen Grundkurs zum Thema: "Wie sorge ich bei meinen Produkten für Eindeutigkeit."
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