Zur Abwechslung mal ein Blick auf den Heiligenkalender: Am heutigen 7. November gedenkt die katholische Kirche des heiligen Ernst von Zwiefalten. Der adlige Mönch wurde 1141 zum Abt des Klosters am Rand der Schwäbischen Alb gewählt. Aber schon fünf Jahre später legte er sein Amt nieder, um an der Seite König Konrads III. von Hohenstaufen ins Heilige Land zu ziehen. Obwohl mit viel Inbrunst auf den Weg gebracht, wurde dieser zweite große Kreuzzug des Mittelalters allerdings zu einer furchtbaren Katastrophe. Über 30 000 Pilger kamen in den Kämpfen mit den Türken um, 8000 gerieten in Gefangenschaft. Ernst soll bis nach Mekka verschleppt worden sein, wo er 1148 - so die Legende - einen entsetzlichen Martertod erlitt. Angeblich schnitt man ihm den Bauch auf und wickelte die Gedärme um einen Pfahl, bis er starb…
In Zwiefalten hielt man das Andenken an den Märtyrer Ernst fortan in hohen Ehren. So wird der Vorname Ernst - früher ohnehin sehr beliebt - im Umfeld des Klosters besonders geschätzt worden sein. Und heute? Auch Ernst gehörte zu jenen Namen, die im 20. Jahrhundert in der Gunst tief abstürzten. Einst unter den ersten 20 Jungennamen, taucht er heute nicht mal mehr unter den ersten 500 auf. Man kennt die Ursachen für solche Schwankungen: Wandel durch Weltkrieg oder Mauerfall, Schwund der religiösen Bindung, Globalisierung, Starkult oder ganz einfach wechselnde Moden. Aber genauso schnell können sich Trends wieder umkehren. Wer hätte noch vor dreißig Jahren gedacht, dass damals als heillos altbacken geltende Vornamen wie Max, Moritz, Fritz, Franz, Otto, Bruno und Paul oder bei den Mädchen Frieda, Anna, Emma, Karla, Charlotte, Ida und Mathilde heute wieder derart im Schwang sind! Da ist auch Ernst nicht chancenlos.
Jedenfalls weiß man bei diesem Vornamen, woran man ist. Ernst kommt aus dem Althochdeutschen und hat die Bedeutung ernsthaft, entschlossen, gestreng. Eltern sind also vorgewarnt. Wenn ein kleiner Ernst zur großen Frohnatur heranwächst, so ist das halt Risiko. Bei anderen Namen sind solche Bezüge nicht so offensichtlich - und das ist vielleicht gut so. Manche Melanie (griechisch: schwarz, dunkel) hat strohblonde Haare, manche Amanda (lateinisch: liebenswert) entpuppt sich als rechtes Biest. Ein Justus (lateinisch: gerecht) ist womöglich eine echte Kanaille, und ein Theodor (griechisch: Gottesgeschenk) kann sich durchaus als Teufelsbraten erweisen.
Manche Vornamen haben auch eine zweite, völlig andere Bedeutung, etwa Mark (Knochenmark), Dietrich (Nachschlüssel), Roman (Literaturform), Horst (Raubvogelnest), Erika (Heidekraut) oder Liane (Kletterpflanze). Da muss es dann der Kontext richten.
Und im Satzgefüge kann übrigens auch Ernst sehr wohl doppeldeutig sein. "Es ist mein voller Ernst!" hört man ja oft. Aber jetzt setzen Sie mal die Frage davor: "Wer kommt denn da zur Türe herein?"
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