Levi war der dritte der zwölf Söhne von Stammvater Jakob, und nach ihm nannten sich die Angehörigen dieses Stammes Leviten. Da sie insbesondere für den Tempeldienst zuständig waren, und da es im 3. Buch Mose über weite Strecken um die Anleitungen für das Priesteramt geht, heißt dieses Buch Leviticus. Als sich in den Klöstern des frühen Mittelalters ein gewisser Schlendrian in puncto Glaubenseifer und Sittsamkeit einschlich, wurden die Mönche von ihrem Abt mit Lektionen aus diesem ebenso peniblen wie rigorosen Regelwerk zur Raison gerufen. Er las ihnen die Leviten
Und die waren wahrlich furchterregend. Eine kleine Kostprobe aus dem 26. Kapitel:
"Werdet ihr mir aber nicht gehorchen, (...) so will ich euch heimsuchen mit Schrecken, Darre und Fieber, dass euch die Angesichter verfallen und der Leib verschmachte.". Wer da nicht brav Umkehr schwor, war selbst schuld.
Allerdings scheinen derartige Standpauken nicht immer gefruchtet zu haben. So hielt sich der Brauch der Strafpredigten über Jahrhunderte hinweg. Von der Kanzel herunter gegen die Verderbtheit der Welt zu wettern, war kirchlicher Alltag, und viele Geistliche erwiesen sich als Meister im Ausmalen der grausigen Folgen lasterhaften Tuns. Zu ihnen zählte auch der aus dem sogenannten badischen Geniewinkel stammende Abraham a Sancta Clara. Der als Johannes Ulrich Megerle 1644 in Kreenheinstetten bei Meßkirch geborene, später in Wien wirkende Augustiner-Barfüßer-Mönch gilt nicht umsonst bis heute als wortmächtigster Prediger des Barock. Mit seinen flammenden Reden wider die Sünden der Habgier, Trunksucht und Völlerei verstand er es trefflich, den armen Gläubigen den Angstschweiß auf die Stirn zu treiben. Dass er auch kräftig gegen die Juden austeilte, soll hier angemerkt sein.
Allerdings hat dieser Pater Abraham große Meriten. Unter anderem waren es seine tausendfach verbreiteten, aufmunternden Worte, die den Wienern 1679 über eine Pestepidemie hinweghalfen. Zudem müssen seine eindringlichen Durchhalteparolen 1683 eine wichtige Stütze gewesen sein für die demoralisierte Bevölkerung angesichts der Belagerung Wiens durch die Türken. Vor allem aber hat der Gottesmann eben rund 600 Schriften hinterlassen, die mit ihrer kraftstrotzenden Sprache, ihrer schier übersprudelnden Metaphorik und ihrem Wortwitz zum Besten zählen, was in deutscher Sprache jener Zeit geschrieben wurde. Und gegen solche Leviten hat man ja nichts.
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