Die Fußball-WM liegt zwar hinter uns, aber für ein Stichwort ist sie doch noch einmal gut. Bastian Schweinsteiger habe sich im Finale den Nimbus der Unkaputtbarkeit verdient, so zitierte der Sport-Informations-Dienst (SID) den Nürtinger Marketing-Professor André Bühler. Und der hatte das wohl ganz ernst gemeint.
Das Wort unkaputtbar ist ein schönes Beispiel für den Einfluss der Werbung auf unsere Sprache. Als der US-Gigant Coca-Cola diese Neuschöpfung 1990 bei der Einführung der ersten PET-Mehrweg-Flasche verwendete, war das ein gewollter Gag. Durch den Verstoß gegen die Grammatikregeln sollten die Leute aufhorchen.
Und so ähnlich wie bei Verona Feldbuschs Telekom-Satz Da werden Sie geholfen!, dem Eurocard-Spruch Deutschlands meiste Kreditkarte oder dem Duisburger Werbeslogan Das König der Biere funktionierte das auch.
Aber nicht nur das: Viele Deutsche bauten fortan dieses unkaputtbar in ihr Vokabular ein, und heute gibt es nichts, was nicht unkaputtbar wäre: Autos, Handys oder Sonnenbrillen, Muschelschalen, Kakerlaken oder Hundebälle, aber auch James Bond oder die Rolling Stones werden schon mal als unkaputtbar abgestempelt. Wie gewohnt, reagierte schließlich die deutsche Sprachinstanz Nr. 1: 2009 wurde das Wort in den Duden aufgenommen.
Dort müsse es ja nicht bleiben, ist auf Nachfrage in der Duden-Redaktion zu hören. Wörter kämen, und Wörter gingen. Oder anders ausgedrückt: Unkaputtbar könnte kaputtbar sein. Aber da sind doch Zweifel angebracht. Nachdem jetzt auch das Substantiv Unkaputtbarkeit gebildet wird, scheint eine neue Qualität bei der Einbürgerung erreicht zu sein. Zudem färbt dieser Nonsens ab: Die Berliner "taz" schrieb schon vor Jahren, unsere Städte seien im Grunde unbankrottbar, weil dann halt der Bürger zahlen müsse. Die Firma Schwalbe preist unplattbare Fahrradreifen an. Und ähnliche Bildungen werden wohl folgen.
Interessant ist dieser Prozess, weil hier ein Sprachgesetz einfach ausgehebelt wird. Adjektive mit der Endung -bar lassen sich zwar von Verben bilden: Was man essen kann, ist essbar; was brennen kann, ist brennbar; was man sich nicht vorstellen kann, ist unvorstellbar; was nicht sinken kann, ist unsinkbar. Auch von Substantiven gibt es einige wenige alte Ableitungen: furchtbar, fruchtbar, schandbar.
Die Ableitung von einem Adjektiv aber war nie ein Prinzip bei der Wortbildung - bis Coca-Cola kam und ein Werbetexter zur Verknappung schritt: Was man nicht kaputt machen kann, ist unkaputtbar. Machen wird weggelassen. Dass das zunächst einen gewissen Sprachwitz hatte, sei zugestanden. Aber der verpuffte dann auch schnell.
Das scheint viele Zeitgenossen nicht zu stören. Vor allem junge Leute schauen verdutzt, wenn man hier überhaupt noch grammatikalische Bedenken äußert. Deswegen gilt die Wette: Unkaputtbar ist unkaputtbar.
(Seite 1 von 1, insgesamt 1 Einträge)
Kommentare