Hatten wir an diesem Ostersonntagmorgen Grund zum Lachen? Als das Thermometer unter 0 Grad anzeigte? Als leise der Schnee rieselte? Da konnte einem das Lachen vergehen.
Dabei hat der Ostermorgen sehr wohl etwas mit Humor zu tun. Zumindest hatte er es über Jahrhunderte hinweg, und die Erinnerung daran ist noch nicht ganz verblasst. Vom Risus paschalis spricht man, vom Osterlachen, und gemeint ist damit ein aus dem späten Mittelalter stammender Brauch, die Gläubigen bei der Auferstehungsfeier zum Lachen zu bringen. Nach sieben Wochen Fasten und dem traurigen Geschehen des Karfreitags sollten die Menschen angesichts der Freude über die Auferstehung Christi befreit auflachen können.
"Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit", so heißt es noch heute in einem Kirchenlied. Die Gläubigen des 14. und 15. Jahrhunderts nahmen dies allerdings viel wörtlicher, direkter, naiver. Zu feiern galt es den Sieg über den Tod, und da kam dann auch eine gute Portion Schadenfreude mit ins Spiel. Als ob der Heiland dem Gevatter Tod ein Schnippchen geschlagen hätte…
In höhnischen Gedichten und lockeren Schwänken machte man den Sensenmann zum Gespött – tiefenpsychologisch allerdings auch nicht ganz unverständlich in einer Zeit der Pestseuchen mit ihren Hekatomben von Toten.
Schließlich wurden diese Bräuche aber immer derber, die Späße immer obszöner, und die Kirchen hallten am Ostermorgen wohl oft von wieherndem Gelächter wider. In Basel soll 1518 ein Pfarrer gar auf allen Vieren und quiekend wie ein Schwein durch das Münster gerannt sein. Dass es gerade der Basler Reformator und Zwingli-Freund Johannes Oekolampad war, der schon vor dem protestantischen Bildersturm von 1529 einen flammenden Appell gegen die Unsitte des risus paschalis verfasste, kann dann nicht verwundern.
Die evangelische Entrüstung über die Entweihung des Gottesdienstes scheint aber auch bei der katholischen Gegenseite ein Umdenken eingeleitet zu haben. Die Exzesse nahmen mit der Zeit ab, von den Osterpossen blieben allenfalls sogenannte Ostermärlein, kleine witzige Geschichten, die in die Osterpredigten eingestreut wurden, um die Kirchgänger zum Schmunzeln zu bringen. Zwischendurch fast zum Erliegen gekommen, flackern diese amüsanten Einsprengsel heute da und dort wieder auf.
Gegen Humor im kirchlichen Umfeld ist ja eigentlich auch nichts einzuwenden. Da gibt es hübsche Beispiele, gerade mit Bezug zur Osterzeit:
Ein selbsternannter Dichter hat für eine ländliche Gemeinde ein Passionsspiel geschrieben, das mit der Ölbergszene am Gründonnerstagabend anhebt: Jesus und seine Jünger weilen im Garten Gethsemane. Da nahen die Schergen des Hohepriesters, um Jesus zu verhaften. Ein mutiger Jünger tritt hervor und fragt ihren Anführer: "Wen suchet ihr?" Und der Hauptmann antwortet: "Wir suchen den Herrn Jesum Christ, der für uns gestorben und auferstanden ist."
Es darf gelacht werden.
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