Noch drei Tage, und dann wird wieder eine ganze Nation auf die Rutsche geschickt. An Silvester wünscht jeder jedem einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Nun gibt es die Theorie, dass diese Redensart gar nichts mit rutschen zu tun hat. Auch wir haben an dieser Stelle vor einigen Jahren – und gedeckt durch Spezialwerke wie den Duden Nr. 11 "Redewendungen" – darauf hingewiesen, dass hier das Jiddische Pate gestanden haben könnte. Rutsch wäre demnach eine volkstümliche Umdeutung von jüdisch Rosch = Kopf, Anfang, was wiederum in Rosch ha-Schana steckt, und das heißt nichts anderes als Neujahrsfest.
Aber vielleicht stimmt das auch gar nicht, und der Gute Rutsch kommt wirklich von rutschen. Auch hierfür lässt sich eine Begründung finden. Schon Goethe benutzte rutschen im Sinn von eine kleine Reise machen, und weil man solche Ausfahrten im Winter mit dem Schlitten unternahm, wäre das Rutschen ganz einfach das sanfte Hinübergleiten in das nächste Jahr – eigentlich eine nette Vorstellung.
Nun gibt es aber auch entschieden unsanftere Varianten des Rutschens. Zum Beispiel beim Erdrutsch, und hier wollen wir schnell noch eine Frage beantworten, die uns schon mehrfach aus der Leserschaft gestellt wurde: "Warum spricht man eigentlich von einem Erdrutschsieg, obwohl ein Erdrutsch doch nichts Positives ist?" In der Tat haben wir es hier mit einer gängigen Metapher zu tun – erst letzte Woche verkündeten wieder unzählige Medien den Erdrutschsieg von Shinzo Abe in Japan. Und – zugegeben – es klingt wirklich etwas absurd. Schließlich geht es beim Erdrutsch abwärts und beim Wahlsieg aufwärts. Aber Sprache lässt halt manchmal die Logik vermissen. Man muss den Erdrutschsieg in diesem Fall einfach als etwas Unerwartetes, Überwältigendes begreifen, und dann stimmt das Bild schon eher.
Aller Wahrscheinlichkeit nach ist dieser Begriff übrigens eine wörtliche Lehnübersetzung von englisch landslide victory. Und bei Übernahmen aus dem Englischen schalten die Deutschen ja ohnehin ihr Hirn aus. Vielleicht wünschen wir uns ab nächstem Jahr A good slide!
Unmöglich, sagen Sie? Den Christmas Lunch im Pfarrstadl haben wir schon.
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