Irgendwie tun einem die Holländer ja leid. Oder tun sie einem Leid?
Ein altes Problem, das durch die Rechtschreibreform mit ihrem Hang zu verwirrenden Variantenschreibungen nicht einfacher geworden ist. Auch unsere Leser werden davon anscheinend umgetrieben. Gerade dieser Tage schrieb eine Dame sinngemäß, sie fühle sich als Leidtragende, weil sie es leid sei, dass hier immer wieder Fehler gemacht würden. Sie habe langsam den Verdacht, man tue es ihr zu Leid, und deswegen tue sie sich mittlerweile selbst leid…
Zur Erinnerung: Alle Sturmläufe gegen die verhängnisvollen Variantenschreibungen in der Endphase der Rechtschreibreform waren bekanntlich vergebens. Da der Rechtschreibrat mit seinen 40 Mitgliedern aus sechs Nationen zur Einstimmigkeit verdammt war, sich aber sehr oft gerade nicht einigen konnte, erlaubte er bei strittigen Fragen einfach zwei verschiedene Formen. Irgendwann in weiter Ferne will man sich dann auf eine Form festlegen. Bis dahin aber grassiert die Unsicherheit, die leider auch zur Wurstigkeit führt.
"Wenn die Oberschlaumeier schon nicht wissen, was sie wollen, so kann mir das auch egal sein…" So sagt sich der frustrierte Otto Normalschreiber in seiner täglichen Not und schreibt einfach drauflos.
Einige Beispiele für fragwürdige Varianten gefällig? Beide Formen sind erlaubt bei Du hast recht/Recht oder jedem das seine/Seine oder auf das beste/Beste.
Im Fall von leid/Leid ist die Sache allerdings relativ klar geregelt. Generell großgeschrieben wird logischerweise in Verbindungen mit dem Substantiv Leid, also heißt es – um auf dem Fußballfeld zu bleiben – Hollands Trainer Bert von Marwijk klagte nach dem Spiel im Fernsehen sein Leid. Generell kleingeschrieben wird in Verbindungen mit dem Verb tun sowie dem Hilfsverb sein. Es heißt also Mario Gomez tat es leid, dass er nicht noch ein drittes Tor schoss und Mario Gomez ist es leid, von Journalisten immer abgewatscht zu werden.
Eine sanktionierte Variantenschreibung gibt es nur, wenn das Problem der Getrennt- oder Zusammenschreibung hinzukommt: Wenn Trainer Joachim Löw an Mario Gomez festhält, dann tut er es auch dessen Kritikern zuleid oder zu Leid. Und genau diese Wahlfreiheit reicht schon wieder, um Schreiber zu verunsichern.
Sicher ist dagegen, dass das deutsche Team den Holländern ein Leid angetan hat, ein großes Leid – und groß geschrieben.
(Seite 1 von 1, insgesamt 1 Einträge)
Kommentare