Kaum eine Ausgabe unserer Zeitung erschien in den letzten Wochen, aus der nicht Jungen und Mädchen am Tag ihrer Erstkommunion oder Konfirmation schauten. Das ist auch die hohe Zeit der Paten und Patinnen oder – um es im Dialekt unserer Gefilde zu sagen – der Göttis und Gotten. Da sind die einst bei der Taufe ausgesuchten Onkel und Tanten oder Freunde und Freundinnen der Eltern schön in der Pflicht. "Kindle hebe isch e Ehr, doch es macht de Beutel leer", sagt man nicht umsonst.
In diesem Zusammenhang tauchen auch andere Fragen auf. "Haben Göttis und Gotten wirklich etwas mit Gott zu tun", wollte eine Freundin wissen. In der Tat. Man muss nur an den englischen Originaltitel von Mario Puzos Bestseller von 1969 denken: "The Godfather". Da steckt Gott drin. Allerdings heißt the Godfather nicht der Gottvater, was bei einem Mafia-Boss ohnehin schwer vorstellbar wäre, sondern der Pate. The Godmother ist logischerweise die Patin.
Und der Vollständigkeit halber: Gottvater heißt auf Englisch God the Father, und die Gottesmutter ist the Mother of God.
Aber wie ist das genau mit diesem Bezug zu Gott? Der Begriff Pate hängt zum einen zusammen mit dem lateinischen Wort patrinus, abgeleitet von pater = Vater, also in etwa der Mit-Vater, was so ähnlich auch in unserem alten deutschen Wort Gevatter für Pate anklingt. Zum anderen geht der Pate auf den Pater spiritualis zurück, den geistlichen Vater, wie man den Taufzeugen nannte. Ein anderer deutscher Ausdruck für diesen Pater spiritualis war – analog zum Englischen – der Vater in Gott und die weibliche Form entsprechend Mutter in Gott. Daraus haben sich Formen wie Götti und Gotte entwickelt, die in Baden-Württemberg stark differieren – von Geddi und Gedda über Dede und Dode bis zu Dodle und Dodi.
Nebenbei lässt sich noch etwas klären: Wie heißen die Schwiegereltern der eigenen Kinder? Im normalen Duden taucht der Begriff nicht auf. Doch nimmt man den zehnbändigen Duden zur Hand, so findet sich: Gegenschwiegereltern oder kurz Gegenschwieger. Allerdings mit dem Zusatz: landschaftlich. Das kann Schwaben nicht verwundern. Hier sagt man schon immer Gegeschwäher.
(Seite 1 von 1, insgesamt 1 Einträge)
Kommentare