"In höheren Lagen ist noch Schneefall möglich." Alle Zeitgenossen, die eher auf Wanderstiefel stehen als auf Skischuhe, hören das bei uns im Süden derzeit mit größtem Missmut. Nichts ist mit den ersten Frühlingstouren auf den Widderstein, die Kanisfluh oder das Nebelhorn, den Säntis, die Schesaplana oder das Hohe Licht.
Aber warum eigentlich der Säntis und die Schesaplana?
Das führt uns zu einem speziellen, aber nicht uninteressanten Thema: dem Geschlecht von Bergnamen. Da gibt es zwar ein paar Gesetzmäßigkeiten, aber dennoch ist Vorsicht geboten.
Viele Bergnamen sind männlich, weil ja auch der Berg im Deutschen männlich ist oder weil wortgeschichtlich ein Maskulinum vorliegt: der Kilimandscharo, der Chimborazo, der Popocatepetl, der Vesuv, der Ortler oder eben der Säntis.
Er hat wohl seinen frühmittelalterlichen Namen von irgendeinem Älpler, der auf Rätoromanisch ein Sambatinus war, sprich: am Samstag geboren.
Und hier ein paar Beispiele aus Deutschland: der Brocken, der Kyffhäuser und der Arber;
aus dem Schwarzwald: der Belchen, der Blauen und der Kniebis;
von der Schwäbischen Alb: der Zoller, der Ipf und der Lupfen.
Bei Bergen mit zusammengesetzten Namen richtet sich das Geschlecht nach dem Grundwort: der Mount Everest, der Monte Rosa, der Piz Buin, der Gran Sasso, der Patscherkofel, der Großglockner, der Lemberg, der Biberkopf, der Wendelstein und der Hochgrat sind männlich.
Den sächlichen Artikel haben logischerweise das Fellhorn und das Söllereck.
Die Kanisfluh aber, die Kanzelwand, die Wasserkuppe und natürlich die Zugspitze – immerhin Deutschlands höchster Berg – haben durch ihr Grundwort eine weibliche Anmutung.
Zudem sind die meisten auf a endenden Bergnamen weiblich: die Marmolata in den Dolomiten, die Bellavista in der Berninagruppe oder eben die Schesaplana, was rätoromanisch so viel heißt wie Flacher Stein. Aber der Ätna tanzt aus der Reihe. Sein Name soll auf ein noch vorgriechisches Wort für brennend zurückgehen. Feuer spuckt er ja bis heute – erst dieser Tage wieder.
Kunterbunt durcheinander läuft es auch bei den Gebirgsnamen. Viele stehen zwar im Plural, weil – etwas vereinfacht gesagt – bei dem kollektiven Begriff Gebirge immer mehrere Berge assoziiert werden: also die Anden, die Kordilleren, die Alpen, die Cevennen, die Vogesen oder die Karpaten.
Ist der Name aber ein Singular und das Geschlecht nicht wie bei der Schwarzwald sofort erkennbar, so heißt es aufpassen: Korrekt sind der Atlas, der Ural, der Apennin, der Harz, der Taunus, der Hunsrück, der Spessart und der Elm. Aber fährt man in die Rhön, die Eifel oder die Haardt in der Pfalz, so hat man es wieder mit femininen Erhebungen zu tun.
Und warum fehlt bislang die Wilhelmskuppe? Weil es sie nicht mehr gibt. Aber eigentlich gibt es sie doch noch: So hieß einst der Kilimandscharo, und zur Kolonialzeit zwischen 1902 und 1918 galt er mit seinen 5895 Metern – gegenüber lächerlichen 2962 der Zugspitze – unter dem Namen Wilhelmskuppe oder Kaiser-Wilhelm-Spitze als höchster Berg des Deutschen Reiches.
In den Sechzigern gab es mal einen hübschen französischen Schlager mit dem Titel "Les neiges du Kilimandjaro". Für uns Deutsche war es der Schnee von vorgestern.
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