Frage eines Lesers: "Was ist eigentlich ein Metzgersgang?"
Eine interessante Frage, denn die naheliegende Erklärung – der Gang in die Metzgerei, um sich mit Fleisch und Wurst zu versorgen – führt in die Irre.
Die Redensart, mit der auf ein vergebliches Unterfangen angespielt wird, kommt vielmehr aus früheren Zeiten, als der Metzger noch über Land fahren musste, um sein Schlachtvieh zu kaufen. Fand er keine ihm genehme Kuh oder wurde er mit dem Bauern nicht handelseinig, so hatte er einen Metzgersgang gemacht.
An Redensarten aus den verschiedensten Berufsfeldern ist kein Mangel: Schuster, bleib bei deinem Leisten! – so rät man jemand, der sich bei etwas übernommen hat. Wobei der Leisten das Holzstück in Form eines Fußes ist, über das der Schuhmacher das Leder spannt.
Aber warum friert man wie ein Schneider? Schneider waren schlecht bezahlt, saßen beim Nähen stundenlang im ebenfalls sprichwörtlichen Schneidersitz auf dem Tisch in der kalten Stube und waren – denken wir an Schneider Böck in „Max und Moritz“ – gemeinhin spindeldürr.
Warum ausgerechnet die Kesselflicker, die übers Land zogen und Kochgerätschaften reparierten, für ihr unflätiges Fluchen bekannt waren, bleibt im Dunkeln.
Klarer liegt der Fall dagegen bei den Bürstenbindern. Ihnen sagt man nach, dass sie gerne einen über den Durst tranken. Sprachforscher meinen, hier klinge zum einen das alte Wort bürsten für sich volllaufen lassen an, und bei Binder denke man unweigerlich an jemand, der Hochprozentiges hinter die Binde, sprich: hinter den Schlips gießt. Vielleicht war das ehrwürdige Handwerk des Bürstenbinders aber auch nur ein besonders staubiges Geschäft.
Eines ist bei diesen Beispielen allemal klar: Um richtig moderne Berufe handelt es sich nicht. Der Volksmund spiegelt halt immer althergebrachte Verhaltensweisen. Heutige Industrie-Elektroniker, Prozess-Controller oder Software-Entwickler haben sicherlich auch ihre Marotten, doch die sind halt noch nicht redensartenreif. Aber wer weiß, vielleicht sagt man bald einmal: Mir geht ein Soap-Entwickler auf. Früher hieß es: Mir geht ein Seifensieder auf – und gemeint war, weil Seifensieder auch Kerzen machten, ganz einfach ein Licht.
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