„Warum gehen Sie fast nie auf Wörter im Dialekt ein?“ So fragte jetzt wieder einmal eine Leserin ziemlich unwirsch an.
Die Antwort ist einfach: Weil man da allzu leicht zwischen alle Fronten gerät. Denn Rechtschreibung ist seit der reformierten Reform der Rechtschreibreform ohnehin schon ein schwieriges Geschäft. Aber beim Dialekt versagt jede Rechtschreibung, da sich jeder das Recht herausnimmt, die Laute so in Buchstaben umzusetzen, wie es ihm rechtens erscheint – und das variiert manchmal schon von Dorf zu Dorf.
Nehmen wir nur mal das Wort Brestling, wie die Schwaben gemeinhin zur Erdbeere sagen. Da ist von Brestling über Breschtling, Bräschtling, Bräschtleng, Prestling, Prestleng und Präschtling bis Präschtleng zwar alles möglich, aber die Bevorzugung der einen oder anderen Variante in der Zeitung löst fast schon Blutfehden aus.
Doch damit nicht genug des Dilemmas: Denn aus Brestlingen macht die schwäbische Hausfrau bekanntlich Gsälz, und da kursiert auch die Nebenform Gselz, was schnell zu einem neuen Glaubenskrieg führen kann.
Aber wenn wir schon mal beim Gsälz sind, so wollen wir hier etwas tiefer eintauchen und eine oft gestellte Frage abhaken: Was die Variante Gsälz schon von der Schreibe her nahelegt, stimmt in der Tat. Obwohl es sich hier um süße Marmelade dreht, geht das Wort auf die Wurzel Salz zurück. Etwas vereinfacht dargestellt: Weil man früher Salz zum Konservieren von Speisen benutzte, wurde im Lauf der Zeit auch durch Zucker und Gewürze haltbar gemachtes Obst als Gesalzenes/Gesalztes bezeichnet und im Schwäbischen eben als Gsälz.
Damit wird aber der Blick frei auf eine ganze Wortfamilie: Das lateinische sal für Salz steckt in Begriffen wie Saline, wie man Anlagen zur Verdunstung von Salzwasser nennt, oder auch Salpeter, das auf lateinisch sal petrae zurückgeht, also das Salz, das sich an Felsen bildet. (Nur zur Erinnerung: Du bist Petrus, der Fels…)
In der Salami steckt neben vielem Undefinierbarem auch ein altes italienisches Wort für Salzfleisch, das Salär war bei den alten Römern der in kostbarem Salz ausbezahlte Sold des Legionärs, und schließlich bedeutet unser Wort Sauce/Soße, das über das Französische auf vulgärlateinisch salsa zurückgeht, eigentlich nichts anders als salzige, würzige Brühe.
Womit wir jetzt bei den lateinamerikanischen Tänzen gelandet sind. Die aus der Karibik importierte Salsa heißt wohl so, weil es dabei auch ganz schön scharf hergehen kann.
Und was ist, wenn ein Gsälzbär eine flotte Chica zur Salsa bittet? Dann hat sie eher Pech gehabt. Ein Gsälzbär ist im Schwabenland so etwas wie ein tapsiger Teddy, sprich: ein unbedarfter Zeitgenosse. Und einem solchen Tollpatsch geht jeder Pfeffer ab – bis zum Beweis des Gegenteils, wohlgemerkt.
Oléle!
Freitag, 23. März 2012
Der Seifensieder als Auslaufmodell
Frage eines Lesers: "Was ist eigentlich ein Metzgersgang?"
Eine interessante Frage, denn die naheliegende Erklärung – der Gang in die Metzgerei, um sich mit Fleisch und Wurst zu versorgen – führt in die Irre.
Die Redensart, mit der auf ein vergebliches Unterfangen angespielt wird, kommt vielmehr aus früheren Zeiten, als der Metzger noch über Land fahren musste, um sein Schlachtvieh zu kaufen. Fand er keine ihm genehme Kuh oder wurde er mit dem Bauern nicht handelseinig, so hatte er einen Metzgersgang gemacht.
An Redensarten aus den verschiedensten Berufsfeldern ist kein Mangel: Schuster, bleib bei deinem Leisten! – so rät man jemand, der sich bei etwas übernommen hat. Wobei der Leisten das Holzstück in Form eines Fußes ist, über das der Schuhmacher das Leder spannt.
Aber warum friert man wie ein Schneider? Schneider waren schlecht bezahlt, saßen beim Nähen stundenlang im ebenfalls sprichwörtlichen Schneidersitz auf dem Tisch in der kalten Stube und waren – denken wir an Schneider Böck in „Max und Moritz“ – gemeinhin spindeldürr.
Warum ausgerechnet die Kesselflicker, die übers Land zogen und Kochgerätschaften reparierten, für ihr unflätiges Fluchen bekannt waren, bleibt im Dunkeln.
Klarer liegt der Fall dagegen bei den Bürstenbindern. Ihnen sagt man nach, dass sie gerne einen über den Durst tranken. Sprachforscher meinen, hier klinge zum einen das alte Wort bürsten für sich volllaufen lassen an, und bei Binder denke man unweigerlich an jemand, der Hochprozentiges hinter die Binde, sprich: hinter den Schlips gießt. Vielleicht war das ehrwürdige Handwerk des Bürstenbinders aber auch nur ein besonders staubiges Geschäft.
Eines ist bei diesen Beispielen allemal klar: Um richtig moderne Berufe handelt es sich nicht. Der Volksmund spiegelt halt immer althergebrachte Verhaltensweisen. Heutige Industrie-Elektroniker, Prozess-Controller oder Software-Entwickler haben sicherlich auch ihre Marotten, doch die sind halt noch nicht redensartenreif. Aber wer weiß, vielleicht sagt man bald einmal: Mir geht ein Soap-Entwickler auf. Früher hieß es: Mir geht ein Seifensieder auf – und gemeint war, weil Seifensieder auch Kerzen machten, ganz einfach ein Licht.
Eine interessante Frage, denn die naheliegende Erklärung – der Gang in die Metzgerei, um sich mit Fleisch und Wurst zu versorgen – führt in die Irre.
Die Redensart, mit der auf ein vergebliches Unterfangen angespielt wird, kommt vielmehr aus früheren Zeiten, als der Metzger noch über Land fahren musste, um sein Schlachtvieh zu kaufen. Fand er keine ihm genehme Kuh oder wurde er mit dem Bauern nicht handelseinig, so hatte er einen Metzgersgang gemacht.
An Redensarten aus den verschiedensten Berufsfeldern ist kein Mangel: Schuster, bleib bei deinem Leisten! – so rät man jemand, der sich bei etwas übernommen hat. Wobei der Leisten das Holzstück in Form eines Fußes ist, über das der Schuhmacher das Leder spannt.
Aber warum friert man wie ein Schneider? Schneider waren schlecht bezahlt, saßen beim Nähen stundenlang im ebenfalls sprichwörtlichen Schneidersitz auf dem Tisch in der kalten Stube und waren – denken wir an Schneider Böck in „Max und Moritz“ – gemeinhin spindeldürr.
Warum ausgerechnet die Kesselflicker, die übers Land zogen und Kochgerätschaften reparierten, für ihr unflätiges Fluchen bekannt waren, bleibt im Dunkeln.
Klarer liegt der Fall dagegen bei den Bürstenbindern. Ihnen sagt man nach, dass sie gerne einen über den Durst tranken. Sprachforscher meinen, hier klinge zum einen das alte Wort bürsten für sich volllaufen lassen an, und bei Binder denke man unweigerlich an jemand, der Hochprozentiges hinter die Binde, sprich: hinter den Schlips gießt. Vielleicht war das ehrwürdige Handwerk des Bürstenbinders aber auch nur ein besonders staubiges Geschäft.
Eines ist bei diesen Beispielen allemal klar: Um richtig moderne Berufe handelt es sich nicht. Der Volksmund spiegelt halt immer althergebrachte Verhaltensweisen. Heutige Industrie-Elektroniker, Prozess-Controller oder Software-Entwickler haben sicherlich auch ihre Marotten, doch die sind halt noch nicht redensartenreif. Aber wer weiß, vielleicht sagt man bald einmal: Mir geht ein Soap-Entwickler auf. Früher hieß es: Mir geht ein Seifensieder auf – und gemeint war, weil Seifensieder auch Kerzen machten, ganz einfach ein Licht.
Freitag, 16. März 2012
Wer stiehlt schon eine Stele!
"Verbaselt Bayern jetzt die Champions League?" Kaum ein Medium hat sich nach dem Debakel der Münchner Kicker beim Hinspiel gegen Basel vor drei Wochen dieses hübsche Wortspiel entgehen lassen. Seit dem 7:0 vom Dienstagabend wissen wir, dass diese Angst unbegründet war. Dagegen haben jetzt die Basler ihr Weiterkommen in Europas Spitzenfußballwettbewerb verbaselt.
Wobei sich schon einmal die Frage aufdrängt, was dieses verbaseln eigentlich bedeutet. Wie zu erwarten, hat das Wort mit der Schweizer Stadt und ihren schaffigen Bürgern rein gar nichts zu tun. Verbaseln im Sinn von verbocken, verschlafen, verschlampen, verschwitzen, verbummeln, versieben kommt von einem mittelniederdeutschen Wort vorbasen, und das gehört wiederum zu basen = unsinnig reden, unsinnig handeln.
So kann der Schein trügen.
Aber apropos Schein: Journalisten sind ohnehin nie dagegen gefeit, in der Schnelle des aufreibenden Tagesgeschäfts dem Schein zu erliegen. Weil unsere Leser jedoch stets ein waches Auge auf die Zeitung haben, entgehen ihnen solche Schnitzer nicht, und sie melden sich.
Drei Ordnungsrufe aus jüngerer Zeit seien hier zitiert: Wenn ein Pfarrer das Amt des Dekans begleitet, so ist das falsch. Er bekleidet es, und dabei klingt wirklich die alte Sitte an, jemand bei Antritt seines Amtes feierlich einzukleiden (lateinisch investire). So ging es ja beim Investiturstreit im Mittelalter darum, wer Bischöfe einkleiden, sprich: ernennen durfte – ob der Kaiser oder der Papst.
Eine Fehlleistung war es auch, als unlängst in einem Bericht eine Stehle auftauchte, die jetzt in einer oberschwäbischen Kleinstadt steht. Gemeint war vielmehr eine Stele, und so nannten schon die alten Griechen freistehende Säulen, Pfeiler oder hohe, schlanke Grabmäler.
Kaum ausrotten lässt sich schließlich ein weiterer Lapsus: Immer wieder einmal treten Leute eine Gradwanderung an. Aber auch das ist selbstredend Unsinn, weil hier ja niemand über einen Grad, also eine Einheit für Temperatur oder Winkel, hinweg marschiert, sondern über einen Gebirgskamm – ob in Wirklichkeit oder im übertragenen Sinn.
Um den Grad geht es allerdings in der Formulierung von hohen Graden. Jemand ist zum Beispiel ein Musiker von hohen Graden, und nicht von hohen Gnaden, wie man es oft liest, weil da an begnadet gedacht wird.
Beim richtigen Sprachgebrauch bewegt man sich eben auf schmalem Grat, und sehr schnell ist da etwas verbaselt. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt – zum Beispiel die Hoffnung auf Besserung. Siehe FC Bayern!
Wobei sich schon einmal die Frage aufdrängt, was dieses verbaseln eigentlich bedeutet. Wie zu erwarten, hat das Wort mit der Schweizer Stadt und ihren schaffigen Bürgern rein gar nichts zu tun. Verbaseln im Sinn von verbocken, verschlafen, verschlampen, verschwitzen, verbummeln, versieben kommt von einem mittelniederdeutschen Wort vorbasen, und das gehört wiederum zu basen = unsinnig reden, unsinnig handeln.
So kann der Schein trügen.
Aber apropos Schein: Journalisten sind ohnehin nie dagegen gefeit, in der Schnelle des aufreibenden Tagesgeschäfts dem Schein zu erliegen. Weil unsere Leser jedoch stets ein waches Auge auf die Zeitung haben, entgehen ihnen solche Schnitzer nicht, und sie melden sich.
Drei Ordnungsrufe aus jüngerer Zeit seien hier zitiert: Wenn ein Pfarrer das Amt des Dekans begleitet, so ist das falsch. Er bekleidet es, und dabei klingt wirklich die alte Sitte an, jemand bei Antritt seines Amtes feierlich einzukleiden (lateinisch investire). So ging es ja beim Investiturstreit im Mittelalter darum, wer Bischöfe einkleiden, sprich: ernennen durfte – ob der Kaiser oder der Papst.
Eine Fehlleistung war es auch, als unlängst in einem Bericht eine Stehle auftauchte, die jetzt in einer oberschwäbischen Kleinstadt steht. Gemeint war vielmehr eine Stele, und so nannten schon die alten Griechen freistehende Säulen, Pfeiler oder hohe, schlanke Grabmäler.
Kaum ausrotten lässt sich schließlich ein weiterer Lapsus: Immer wieder einmal treten Leute eine Gradwanderung an. Aber auch das ist selbstredend Unsinn, weil hier ja niemand über einen Grad, also eine Einheit für Temperatur oder Winkel, hinweg marschiert, sondern über einen Gebirgskamm – ob in Wirklichkeit oder im übertragenen Sinn.
Um den Grad geht es allerdings in der Formulierung von hohen Graden. Jemand ist zum Beispiel ein Musiker von hohen Graden, und nicht von hohen Gnaden, wie man es oft liest, weil da an begnadet gedacht wird.
Beim richtigen Sprachgebrauch bewegt man sich eben auf schmalem Grat, und sehr schnell ist da etwas verbaselt. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt – zum Beispiel die Hoffnung auf Besserung. Siehe FC Bayern!
Freitag, 9. März 2012
Im Nachgang zur letzten Plauderei, in der es unter anderem um Abkürzungen wie P + M für Parken und Mitnehmen ging, bietet sich ein ähnliches Thema an. Schon öfter haben Leser nachgefragt, warum eigentlich manche Abkürzungen wie ein Wort gesprochen werden, andere aber Buchstabe für Buchstabe. Warum man also UNESCO zusammenhängend liest, ADAC aber nicht. Um es gleich vorwegzunehmen: Klare Regeln fehlen hier.
Bei vielen dieser sogenannten Initialkurzwörter, die aus den ersten Buchstaben anderer Wörter gebildet sind, spricht man aus naheliegenden Gründen Buchstabe für Buchstabe: BGB, AKW, CDU, KGB, UKW, ZDF, CVJM. Denn wohlklingende Sprachgebilde sind hier beim besten Willen nicht zu erwarten.
Bei Abkürzungen wie ARD, USA oder MAN böte sich eine Aussprache als Wort von der Lautfolge her zwar an, aber man macht es trotzdem nicht.
Dagegen haben andere Abkürzungen wirklich den Charakter von Wörtern angenommen und werden auch wie solche gesprochen: UNICEF, NATO, UNO, UFO, DAX, AIDS, SARS. Für viele unter ihnen hat sich mit der Zeit neben der Großschreibung auch die Kleinschreibung eingebürgert, also Unicef, Nato, Uno, Ufo, Dax, Aids, Sars. Bei anderen Abkürzungen wie TÜV oder GAU wiederum wird die Kleinschreibung bislang vermieden.
Und nun noch zu einem Sonderfall: WLAN für Wireless Local Area Network (drahtloses lokales Netzwerk) wird normalerweise großgeschrieben und gemischt gesprochen, zunächst das W solo und dann das LAN, also WeLAN.
Da lobt man sich doch jenes einfache GZ, das gestern in aller Munde war. Wobei das nicht die Hälfte von GZSZ (Gute Zeiten Schlechte Zeiten) ist, sondern im Bundeswehrjargon die Abkürzung für Großer Zapfenstreich.
Im Rahmen einer Sprachglosse drängt sich zwangsläufig die Frage auf, welcher Zapfen da eigentlich gestrichen wird. Ganz einfach: Streich ist ein altes deutsches Wort für Schlag. So gibt es den Backenstreich, den Staatsstreich und eben auch den Zapfenstreich, bei dem ursprünglich mal gegen Mitternacht mit dem Degen an den Zapfhahn des Bierfasses geschlagen wurde, um allzu trinkfreudigen Soldaten das Ende des Ausschanks anzukündigen. Später wurde daraus der Kasernenschluss und im übertragenen Sinn der große Auftritt zum Abtritt eines mehr oder minder großen Staatsmannes.
GZSZ ist übrigens ein gutes Stichwort: Wie die Wulff-Soap letztlich weitergeht, wissen wir ja noch nicht. Aber wie sagt man so schön im Volksmund? Zunächst mal ist bei unserem Ex-BP der Zapfen ab.
Bei vielen dieser sogenannten Initialkurzwörter, die aus den ersten Buchstaben anderer Wörter gebildet sind, spricht man aus naheliegenden Gründen Buchstabe für Buchstabe: BGB, AKW, CDU, KGB, UKW, ZDF, CVJM. Denn wohlklingende Sprachgebilde sind hier beim besten Willen nicht zu erwarten.
Bei Abkürzungen wie ARD, USA oder MAN böte sich eine Aussprache als Wort von der Lautfolge her zwar an, aber man macht es trotzdem nicht.
Dagegen haben andere Abkürzungen wirklich den Charakter von Wörtern angenommen und werden auch wie solche gesprochen: UNICEF, NATO, UNO, UFO, DAX, AIDS, SARS. Für viele unter ihnen hat sich mit der Zeit neben der Großschreibung auch die Kleinschreibung eingebürgert, also Unicef, Nato, Uno, Ufo, Dax, Aids, Sars. Bei anderen Abkürzungen wie TÜV oder GAU wiederum wird die Kleinschreibung bislang vermieden.
Und nun noch zu einem Sonderfall: WLAN für Wireless Local Area Network (drahtloses lokales Netzwerk) wird normalerweise großgeschrieben und gemischt gesprochen, zunächst das W solo und dann das LAN, also WeLAN.
Da lobt man sich doch jenes einfache GZ, das gestern in aller Munde war. Wobei das nicht die Hälfte von GZSZ (Gute Zeiten Schlechte Zeiten) ist, sondern im Bundeswehrjargon die Abkürzung für Großer Zapfenstreich.
Im Rahmen einer Sprachglosse drängt sich zwangsläufig die Frage auf, welcher Zapfen da eigentlich gestrichen wird. Ganz einfach: Streich ist ein altes deutsches Wort für Schlag. So gibt es den Backenstreich, den Staatsstreich und eben auch den Zapfenstreich, bei dem ursprünglich mal gegen Mitternacht mit dem Degen an den Zapfhahn des Bierfasses geschlagen wurde, um allzu trinkfreudigen Soldaten das Ende des Ausschanks anzukündigen. Später wurde daraus der Kasernenschluss und im übertragenen Sinn der große Auftritt zum Abtritt eines mehr oder minder großen Staatsmannes.
GZSZ ist übrigens ein gutes Stichwort: Wie die Wulff-Soap letztlich weitergeht, wissen wir ja noch nicht. Aber wie sagt man so schön im Volksmund? Zunächst mal ist bei unserem Ex-BP der Zapfen ab.
Freitag, 2. März 2012
Park + Ride, Knutsch + Weg
Reisen bildet – und wenn es nur um ein simples Verkehrszeichen geht. Seit geraumer Zeit sind manche Parkplätze an Autobahn-Auffahrten mit einem blauen Schild gekennzeichnet: P + M. Was auf solchen Plätzen passiert, ist klar: Pendler stellen dort ihre Autos ab und steigen bei Kollegen ein.
Aber was heißt das Kürzel genau? Ganz einfach: Parken und Mitfahren. Wenn da viele ins Grübeln kommen, so ist das allerdings verständlich. Denn auf diese simple Lösung kommt man schon gar nicht mehr angesichts ähnlicher, aber englisch angehauchter Verkehrszeichen wie P + R, das - wenn ausgeschrieben - für Park + Ride steht oder für Park + Rail, also für das Umsteigen vom Auto in eine Straßenbahn oder vom Auto in einen Zug.
Fairerweise sei es angemerkt: Im offiziellen Verkehrszeichenkatalog wird die Abkürzung P+R bislang immer noch als Parken und Reisen geführt. Aber durchgesetzt haben sich die englischen Bezeichnungen, wobei hier ja auch differenziert wird: ride steht allgemein für fahren, rail dagegen für mit der Eisenbahn fahren.
Wie zu erwarten, ließen sich andere Werbestrategen von solchen als besonders trendy empfundenen Anglizismen anstecken. Mit Bike + Ride oder Bike + Rail wird für Fahrradunterstände an Busparkplätzen oder Bahnhöfen geworben. Schilder mit Park + Fly sowie Rail + Fly finden sich an Flugplätzen. Und Kiss + Fly steht seit einiger Zeit an jenen Seitenstreifen, wo man Flugpassagiere kurz aussteigen lassen kann. Will sagen: „Küsschen zum Abschied – und dann aber hopp!“
Kiss + Ride gibt es ebenfalls. Aber hier sind Fehlinterpretationen möglich. So entbrannte in Wien ein heftiger Streit wegen Kiss + Ride-Bereichen am Bahnhof. Weil sie unweit eines Amüsierviertels platziert waren, lösten die Schilder bei manchen Zeitgenossen mit überbordender Fantasie wohl pikante Assoziationen aus. Selbst die Kirche wurde eingeschaltet…
Bei Küssen + Fahren wäre das nicht passiert. Auch nicht bei Küss + Tschüss, was noch griffiger wäre, und selbst nicht bei Knutsch + Weg. Unsere Deutsche Bahn hat schließlich auch versprochen, die Anglizismen-Flut einzudämmen, also wieder wegzukommen von Service Point für Auskunft oder Ticket Counter für Fahrkartenschalter – übrigens beides Begriffe, die so im Englischen gar nicht existieren. Längst weiß man ja, wie viele Bürger – weit über 50 Prozent sind des Englischen nicht mächtig – an solchen Schildern vorbeilaufen, ohne sie zu verstehen.
Apropos: Ein bayerischer Friseur warb vor einiger Zeit mit dem Spruch „Your head is our universe“. Ein Kunde nahm das wörtlich, rief auf Englisch an, um einen Termin auszumachen. Und was hörte er am anderen Ende der Leitung? Zunächst Schweigen, und dann den Ruf in den Raum: „Do is oaner, der red so komisch.“
Aber was heißt das Kürzel genau? Ganz einfach: Parken und Mitfahren. Wenn da viele ins Grübeln kommen, so ist das allerdings verständlich. Denn auf diese simple Lösung kommt man schon gar nicht mehr angesichts ähnlicher, aber englisch angehauchter Verkehrszeichen wie P + R, das - wenn ausgeschrieben - für Park + Ride steht oder für Park + Rail, also für das Umsteigen vom Auto in eine Straßenbahn oder vom Auto in einen Zug.
Fairerweise sei es angemerkt: Im offiziellen Verkehrszeichenkatalog wird die Abkürzung P+R bislang immer noch als Parken und Reisen geführt. Aber durchgesetzt haben sich die englischen Bezeichnungen, wobei hier ja auch differenziert wird: ride steht allgemein für fahren, rail dagegen für mit der Eisenbahn fahren.
Wie zu erwarten, ließen sich andere Werbestrategen von solchen als besonders trendy empfundenen Anglizismen anstecken. Mit Bike + Ride oder Bike + Rail wird für Fahrradunterstände an Busparkplätzen oder Bahnhöfen geworben. Schilder mit Park + Fly sowie Rail + Fly finden sich an Flugplätzen. Und Kiss + Fly steht seit einiger Zeit an jenen Seitenstreifen, wo man Flugpassagiere kurz aussteigen lassen kann. Will sagen: „Küsschen zum Abschied – und dann aber hopp!“
Kiss + Ride gibt es ebenfalls. Aber hier sind Fehlinterpretationen möglich. So entbrannte in Wien ein heftiger Streit wegen Kiss + Ride-Bereichen am Bahnhof. Weil sie unweit eines Amüsierviertels platziert waren, lösten die Schilder bei manchen Zeitgenossen mit überbordender Fantasie wohl pikante Assoziationen aus. Selbst die Kirche wurde eingeschaltet…
Bei Küssen + Fahren wäre das nicht passiert. Auch nicht bei Küss + Tschüss, was noch griffiger wäre, und selbst nicht bei Knutsch + Weg. Unsere Deutsche Bahn hat schließlich auch versprochen, die Anglizismen-Flut einzudämmen, also wieder wegzukommen von Service Point für Auskunft oder Ticket Counter für Fahrkartenschalter – übrigens beides Begriffe, die so im Englischen gar nicht existieren. Längst weiß man ja, wie viele Bürger – weit über 50 Prozent sind des Englischen nicht mächtig – an solchen Schildern vorbeilaufen, ohne sie zu verstehen.
Apropos: Ein bayerischer Friseur warb vor einiger Zeit mit dem Spruch „Your head is our universe“. Ein Kunde nahm das wörtlich, rief auf Englisch an, um einen Termin auszumachen. Und was hörte er am anderen Ende der Leitung? Zunächst Schweigen, und dann den Ruf in den Raum: „Do is oaner, der red so komisch.“
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