Unlängst war in einem Leitartikel der SZ vom Lackmustest die Rede. Weil ohnehin Leser schon oft nach diesem Begriff gefragt haben, sei er hier einmal erklärt: Lackmus ist ein aus dem Niederländischen stammendes Wort für einen aus Baumflechten gewonnenen blau-rot-violetten Farbstoff, der je nach ph-Wert die Farbe ändert. So dient der Lackmustest – ob mit einer Tinktur oder mit einem Papierstreifen – zur Bestimmung von Säuren und Basen in der Chemie.
Im übertragenen Sinn bedeutet Lackmustest dann logischerweise die Prüfung eines Sachverhalts mit dem Blick auf unterschiedliche Konsequenzen. So wäre zurzeit folgender Satz möglich: "Die Einhaltung der Sparziele durch die Griechen wird nun zum Lackmustest für weitere Hilfsmaßnahmen von EU und IWF."
Das ist auch eine durchaus gängige Formulierung. Man darf nur dieses Wort Lackmus nicht mit Lapsus verwechseln, was immer wieder einmal passiert. Denn Lapsus kommt aus dem Lateinischen, heißt ursprünglich Fehltritt und wird heute generell im Sinn von Fehler, Schnitzer, Versehen verwandt.
Aber apropos Lapsus: Letzte Woche war Schmutziger Donnerstag. Da werden die Rathäuser in Oberschwaben stillgelegt, und da sollte man vielleicht auch seinen PC stilllegen und keine Sprachplaudereien schreiben. Sonst riskiert man in der Tat einen peinlichen Lapsus. Es war natürlich nicht – wie in der Plauderei vom vergangenen Freitag behauptet – Odysseus, der vor den Toren Thebens als einziger das Rätsel der menschenfressenden Sphinx löste, sondern Ödipus. Eine spontane Fehlschaltung wider besseres Wissen – und schon war es passiert. Zwar meldeten sich gerade mal sieben Leser und monierten diesen Ausrutscher, aber ihnen soll hiermit signalisiert werden: Auch ein nach-antiker Mensch weiß, wann er sich wacker zu dem unausweichlichen Schicksal bekennen muss, das ihm die Parzen weben.
Und wie sieht dieses Schicksal aus? Tragische Helden des klassischen Altertums stürzten sich in ihr Schwert. Das muss jetzt nicht unbedingt sein. Aber selbst wenn Rücktritte derzeit im Trend liegen, eine Demission als Glossenschreiber wäre wohl auch ein bisschen hart. Deswegen hier ein Angebot zur Güte: Ich überwinde meinen Odysseus-Komplex – und schreibe weiter.
Freitag, 17. Februar 2012
Im Monster-Zoo der Antike
"Papademos bleibt nur die Wahl zwischen Skylla und Charybdis", so befand dieser Tage Claus Kleber im ZDF-"heute journal" mit Blick auf die zwei Monster der griechischen Mythologie.
Was er damit meinte, war klar: Erfüllt der Athener Ministerpräsident die Forderungen der EU nicht, so bleibt der Geldhahn zu. Erfüllt er sie, hat er große Probleme an der Heimatfront. Es geht also um die notgedrungene Wahl zwischen zwei Übeln.
Aber woher kommt das?
Auch auf die Gefahr hin, dass wieder einmal der Vorwurf der Bildungshuberei laut wird, wollen wir hier nachhaken. Denn alle diese Ungeheuer der Antike sind zwar schon weit über 2500 Jahre alt, aber sie treiben bis heute ihr Unwesen – zumindest sprachlich.
Mit Skylla und Charybdis bekam es der arme Odysseus zu tun, als er auf seinen Irrfahrten durch eine Meerenge hindurch musste: Auf dem einen Felsen hauste Charybdis, eine in Homers "Odyssee" nicht näher definierte abscheuliche Frauengestalt, die Unmengen von Wasser verschluckte und damit Schiffe zum Kentern brachte. Wollten die Seefahrer ihr aber ausweichen und passten nicht auf, so fielen sie in die Fänge der Skylla, eines hundeähnlichen Mischwesens mit sechs Köpfen sowie zwölf Beinen auf dem anderen Felsen, das sie dann genüsslich verschlang. Auch Odysseus büßte auf diese Art sechs Gefährten ein.
Mehr Glück war dem Helden mit der Sphinx beschieden. Dieses Fabeltier – geflügelter Löwenrumpf mit Mädchenkopf (bei den Ägyptern übrigens mit Männerkopf und ohne Flügel) – hauste auf einem Felsen und tötete jeden Wanderer, der ein ihm gestelltes Rätsel nicht lösen konnte. Daher rührt unser Ausdruck von der rätselhaften Sphinx, wie man eine undurchschaubare Frau gerne nennt. Odysseus aber fand die Lösung, und da stürzte sich das Ungetüm aus Scham in die Tiefe.
Einige Mühe hatte dagegen ein anderer alter Grieche mit einem besonders wüsten Biest. Herakles musste auf seiner Heldentour gegen die Hydra kämpfen, eine riesige Wasserschlange mit neun Köpfen, die unangenehmerweise wieder nachwuchsen, wenn man sie abschlug. Aber was ein echter Heros ist, der schafft so etwas. Auch dieses Ungeheuer lebt bis heute in Sprachgebrauch weiter, wenn man etwa die Mafia als Hydra bezeichnet, weil jeder Kampf gegen die vielköpfige Verbrecherorganisation als aussichtslos erscheint.
Und noch drei letzte Beispiele aus dem absurden Zoo der Antike: Sagt man über einen herrischen Hausmeister, Parkwächter oder Platzwart, er sei ein rechter Zerberus, so erinnert man an Kerberos, den griechischen Höllenhund mit seinen drei Köpfen und Schlangenschwanz, der am Eingang der Unterwelt unerbittlich darüber wachte, dass alles seine Ordnung hatte und niemand entfloh.
Die Chimeira wiederum war eine feuerspeiende Bestie, vorne Löwe, in der Mitte Ziege und hinten Drachen. In diesem Fall führte die völlig abstruse Gestalt zu der übertragenen Bedeutung von Hirngespinst oder Trugbild. Wer also heute Schimären sieht, hat Sinnestäuschungen.
Schließlich gibt es ein Fabeltier, dem man seine griechische Herkunft nicht sofort ansieht: den Greif. Auch dieser geflügelte Löwe mit Raubvogelkopf (lateinisch gryphius, griechisch gryps) geht auf ein Mischwesen aus frühen Kulturen zurück, das später – weil ausnahmsweise als Symbol der Stärke auch positiv belegt – in der Heraldik eine große Rolle spielte. Heute steht er als badischer Greif auf der linken Seite des Landeswappens von Baden-Württemberg, und derzeit wagt er mit seinem Gegenüber, dem württembergischen Hirsch, auf dem Emblem zu den 60-Jahr-Feiern des Landes gar ein flottes Tänzchen.
Die Monster sind halt auch nicht mehr das, was sie mal waren.
Aber kein Wunder, wir haben ja auch keine Helden mehr.
Was er damit meinte, war klar: Erfüllt der Athener Ministerpräsident die Forderungen der EU nicht, so bleibt der Geldhahn zu. Erfüllt er sie, hat er große Probleme an der Heimatfront. Es geht also um die notgedrungene Wahl zwischen zwei Übeln.
Aber woher kommt das?
Auch auf die Gefahr hin, dass wieder einmal der Vorwurf der Bildungshuberei laut wird, wollen wir hier nachhaken. Denn alle diese Ungeheuer der Antike sind zwar schon weit über 2500 Jahre alt, aber sie treiben bis heute ihr Unwesen – zumindest sprachlich.
Mit Skylla und Charybdis bekam es der arme Odysseus zu tun, als er auf seinen Irrfahrten durch eine Meerenge hindurch musste: Auf dem einen Felsen hauste Charybdis, eine in Homers "Odyssee" nicht näher definierte abscheuliche Frauengestalt, die Unmengen von Wasser verschluckte und damit Schiffe zum Kentern brachte. Wollten die Seefahrer ihr aber ausweichen und passten nicht auf, so fielen sie in die Fänge der Skylla, eines hundeähnlichen Mischwesens mit sechs Köpfen sowie zwölf Beinen auf dem anderen Felsen, das sie dann genüsslich verschlang. Auch Odysseus büßte auf diese Art sechs Gefährten ein.
Mehr Glück war dem Helden mit der Sphinx beschieden. Dieses Fabeltier – geflügelter Löwenrumpf mit Mädchenkopf (bei den Ägyptern übrigens mit Männerkopf und ohne Flügel) – hauste auf einem Felsen und tötete jeden Wanderer, der ein ihm gestelltes Rätsel nicht lösen konnte. Daher rührt unser Ausdruck von der rätselhaften Sphinx, wie man eine undurchschaubare Frau gerne nennt. Odysseus aber fand die Lösung, und da stürzte sich das Ungetüm aus Scham in die Tiefe.
Einige Mühe hatte dagegen ein anderer alter Grieche mit einem besonders wüsten Biest. Herakles musste auf seiner Heldentour gegen die Hydra kämpfen, eine riesige Wasserschlange mit neun Köpfen, die unangenehmerweise wieder nachwuchsen, wenn man sie abschlug. Aber was ein echter Heros ist, der schafft so etwas. Auch dieses Ungeheuer lebt bis heute in Sprachgebrauch weiter, wenn man etwa die Mafia als Hydra bezeichnet, weil jeder Kampf gegen die vielköpfige Verbrecherorganisation als aussichtslos erscheint.
Und noch drei letzte Beispiele aus dem absurden Zoo der Antike: Sagt man über einen herrischen Hausmeister, Parkwächter oder Platzwart, er sei ein rechter Zerberus, so erinnert man an Kerberos, den griechischen Höllenhund mit seinen drei Köpfen und Schlangenschwanz, der am Eingang der Unterwelt unerbittlich darüber wachte, dass alles seine Ordnung hatte und niemand entfloh.
Die Chimeira wiederum war eine feuerspeiende Bestie, vorne Löwe, in der Mitte Ziege und hinten Drachen. In diesem Fall führte die völlig abstruse Gestalt zu der übertragenen Bedeutung von Hirngespinst oder Trugbild. Wer also heute Schimären sieht, hat Sinnestäuschungen.
Schließlich gibt es ein Fabeltier, dem man seine griechische Herkunft nicht sofort ansieht: den Greif. Auch dieser geflügelte Löwe mit Raubvogelkopf (lateinisch gryphius, griechisch gryps) geht auf ein Mischwesen aus frühen Kulturen zurück, das später – weil ausnahmsweise als Symbol der Stärke auch positiv belegt – in der Heraldik eine große Rolle spielte. Heute steht er als badischer Greif auf der linken Seite des Landeswappens von Baden-Württemberg, und derzeit wagt er mit seinem Gegenüber, dem württembergischen Hirsch, auf dem Emblem zu den 60-Jahr-Feiern des Landes gar ein flottes Tänzchen.
Die Monster sind halt auch nicht mehr das, was sie mal waren.
Aber kein Wunder, wir haben ja auch keine Helden mehr.
Freitag, 10. Februar 2012
Gemengelage im Argental
Als Sprachplaudertasche steht man unter scharfer Beobachtung – auch wenn man einmal für andere SZ-Seiten schreibt. So rief jetzt ein Leser an, der sich – gelinde gesagt – befremdet zeigte, dass auch ich dieses "saublöde Modewort Gemengelage" benutze. Tatsächlich stand in meinem Text über die Zwangsehe von Gelbfüßlern und Sauschwoben für die Beilage zum 60. Geburtstag Baden-Württembergs der Satz: "Bei dieser Gemengelage wird jedes Räsonieren über bestimmte Mentalitäten letztlich problematisch."
Hier mein Versuch einer Rechtfertigung:
In der Tat wird heute geradezu inflationär von einer Gemengelage gesprochen – ob es um Kinderpsychologie geht oder um Hühnerzucht, um die Finanzkrise oder das Dschungelcamp. Und da schwingt wie bei allen Modewörtern immer eine gewisse Wichtigtuerei mit.
Aber im Zusammenhang mit dem Werden des Südweststaats war das Bild von der Gemengelage nicht ganz abwegig.
Was heißt das eigentlich genau?
Der Begriff – das Grundwort ist mengen = mischen – kommt aus der Landwirtschaft und steht für die Zerstreuung einzelner Grundstücke eines Besitzes über eine größere Fläche hinweg. Davon abgeleitet sind die übertragenen Bedeutungen Gemisch, Nebeneinander von Nicht-Zusammengehörendem, Durcheinander, Sammelsurium. Betrachtet man sich nun den landsmannschaftlichen Fleckerlteppich unseres Bundeslandes, so liegt es auf der Hand: Der Homo baden-württembergensis wurde nicht wie weiland Adam nur aus einem einzigen Klumpen Lehm erschaffen, sondern entstammt einer echten Gemengelage: Alemannen, Schwaben, Franken, Kurpfälzer – und dann schön zusammengebacken…
Bei diesem Wort Gemengelage können allerdings auch andere Probleme auftreten. Manche lesen zunächst einmal Gemen-Gelage – also mit falscher Betonung, so ähnlich wie beim uralten Pennälerwitz von der Blumentopferde. Wieder andere meinen gar, es sei ein französisches Wort, ringen sich breimäulig so etwas wie Schemangschelasch ab – und liegen dann total daneben.
Aber das mit dem Total-Daneben-Liegen geht auch anders herum: Wir hatten unlängst französische Freunde zu Gast, und da man ja nicht versuchen sollte, den Erfindern der Kochkunst mit pseudogallischen Genüssen imponieren zu wollen, sahen wir nur regionale Kost vor. Also Allgäuer Flädlesuppe vorneweg, dann ein Allgäuer Rehbraten, und schließlich sollte vor die Allgäuer Apfelküchle noch ein Allgäuer Käse eingeschoben werden. Kurz in die Käsetheke geschaut, und da lag auch das Passende. Argental stand auf der Packung. Ob aus dem Tal der Oberen Argen oder aus dem Tal der Unteren Argen, egal – allgäuerischer ging es gar nicht.
Es war dann meiner Frau vorbehalten, über ihren Einkäufer den Kopf zu schütteln. Ich hatte in der Schnelle nur die Hälfte gelesen. Der Käse war ein echter Franzose! Denn auch in Frankreich gibt es ein Argental – nur anders ausgesprochen, etwa wie Arschangtal.
Aber geschmeckt hat er trotzdem.
Hier mein Versuch einer Rechtfertigung:
In der Tat wird heute geradezu inflationär von einer Gemengelage gesprochen – ob es um Kinderpsychologie geht oder um Hühnerzucht, um die Finanzkrise oder das Dschungelcamp. Und da schwingt wie bei allen Modewörtern immer eine gewisse Wichtigtuerei mit.
Aber im Zusammenhang mit dem Werden des Südweststaats war das Bild von der Gemengelage nicht ganz abwegig.
Was heißt das eigentlich genau?
Der Begriff – das Grundwort ist mengen = mischen – kommt aus der Landwirtschaft und steht für die Zerstreuung einzelner Grundstücke eines Besitzes über eine größere Fläche hinweg. Davon abgeleitet sind die übertragenen Bedeutungen Gemisch, Nebeneinander von Nicht-Zusammengehörendem, Durcheinander, Sammelsurium. Betrachtet man sich nun den landsmannschaftlichen Fleckerlteppich unseres Bundeslandes, so liegt es auf der Hand: Der Homo baden-württembergensis wurde nicht wie weiland Adam nur aus einem einzigen Klumpen Lehm erschaffen, sondern entstammt einer echten Gemengelage: Alemannen, Schwaben, Franken, Kurpfälzer – und dann schön zusammengebacken…
Bei diesem Wort Gemengelage können allerdings auch andere Probleme auftreten. Manche lesen zunächst einmal Gemen-Gelage – also mit falscher Betonung, so ähnlich wie beim uralten Pennälerwitz von der Blumentopferde. Wieder andere meinen gar, es sei ein französisches Wort, ringen sich breimäulig so etwas wie Schemangschelasch ab – und liegen dann total daneben.
Aber das mit dem Total-Daneben-Liegen geht auch anders herum: Wir hatten unlängst französische Freunde zu Gast, und da man ja nicht versuchen sollte, den Erfindern der Kochkunst mit pseudogallischen Genüssen imponieren zu wollen, sahen wir nur regionale Kost vor. Also Allgäuer Flädlesuppe vorneweg, dann ein Allgäuer Rehbraten, und schließlich sollte vor die Allgäuer Apfelküchle noch ein Allgäuer Käse eingeschoben werden. Kurz in die Käsetheke geschaut, und da lag auch das Passende. Argental stand auf der Packung. Ob aus dem Tal der Oberen Argen oder aus dem Tal der Unteren Argen, egal – allgäuerischer ging es gar nicht.
Es war dann meiner Frau vorbehalten, über ihren Einkäufer den Kopf zu schütteln. Ich hatte in der Schnelle nur die Hälfte gelesen. Der Käse war ein echter Franzose! Denn auch in Frankreich gibt es ein Argental – nur anders ausgesprochen, etwa wie Arschangtal.
Aber geschmeckt hat er trotzdem.
Freitag, 3. Februar 2012
"Es wird immer offensichtlicher, dass Christian Wulff den Landtag nach Strich und Faden hinters Licht geführt hat." So befand jetzt Stefan Wenzel, der Fraktionsvorsitzende der Grünen in Hannover, und was er damit meinte, war klar.
Aber woher kommt eigentlich dieses nach Strich und Faden?
Ganz einfach: Wenn früher der Meister in einer Weberei die Qualität eines Gewebes überprüfte, so ging es ihm zum einen um den Strich, sprich: die Webart, und zum anderen um den Faden, sprich: den Webstoff. War beides in Ordnung, so hatte der Geselle seine Arbeit gründlich gemacht. Wenzel wollte also zum Ausdruck bringen, dass der damalige Ministerpräsident Wulff den Landtag gehörig, kräftig, massiv angelogen hat.
Überhaupt ist die Causa Wulff eine wahre Fundgrube für allerlei Metaphern rund um Strich und Faden.
Wenn viele Bürger den Bundespräsidenten derzeit auf dem Strich haben, so klingt dabei ein doch sehr kriegerischer Ausdruck an: Beim Schießen nimmt man jemand aufs Korn und hat ihn dann auf dem Strich, das heißt auf der Visierlinie bis ins Ziel.
Vielen geht auch gegen den Strich, was Wulff sich ihrer Meinung nach bisher geleistet hat. Hier spielt eine Erfahrung aus der Tierwelt herein: Insbesondere Katzen mögen es gar nicht gerne, wenn man gegen den Strich, sprich: gegen die natürliche Ausrichtung, über ihr Fell streicht.
Andere Zeitgenossen wiederum möchten nach all dem Hickhack der letzten Wochen endlich – wie beim Rechnen – einen Strich unter die ganze Affäre ziehen.
Aber lassen Sie uns den Faden doch noch etwas weiterspinnen: Wenn derzeit viele glauben, die Erklärungen unseres Staatsoberhauptes würden immer fadenscheiniger, so gibt es dafür einen guten Grund: Wulff hat wohl längst nicht mehr alle Fäden in der Hand. Diese Redensart stammt zur Abwechslung einmal nicht aus dem Weberhandwerk, sondern aus dem Marionettentheater, wo die Puppen an Fäden bewegt werden.
Aber noch einmal zurück zu unserem Webermeister vom Anfang. Bekam der ein schlechtes Werkstück in die Hand, so ließ er keinen guten Faden an ihm. So weit sind mittlerweile mehr als die Hälfte aller Deutschen, wenn sie nach ihrer Meinung zu Wulff befragt werden.
Wie auch immer man zu dem ganzen Fall steht: Ein Schaden für unser Land ist er unterm Strich allemal, da beißt die Maus keinen Faden ab.
Und woher kommt das nun schon wieder? Die plausibelste Erklärung: Am 17. März feiert man das Fest der heiligen Gertrud, Äbtissin von Nivelles im heutigen Belgien und Ururgroßtante von Karl dem Großen. Sie wurde vor allem zu Frühjahrsbeginn gegen die Mäuseplage angerufen. Weil man aber früher glaubte, die nach dem langen Winter wieder putzmunteren Mäuse würden von diesem 17. März an mit Vorliebe den Flachs in der Spinnstube fressen, stellten die Frauen das Spinnen vorher ein. Damit war alles klar – und da konnte dann die Maus keinen Faden mehr abbeißen.
Aus die Maus! So heißt übrigens ein bemerkenswertes Büchlein über ungewöhnliche Todesanzeigen.
Aber das ist eher eine Geschichte für November.
Aber woher kommt eigentlich dieses nach Strich und Faden?
Ganz einfach: Wenn früher der Meister in einer Weberei die Qualität eines Gewebes überprüfte, so ging es ihm zum einen um den Strich, sprich: die Webart, und zum anderen um den Faden, sprich: den Webstoff. War beides in Ordnung, so hatte der Geselle seine Arbeit gründlich gemacht. Wenzel wollte also zum Ausdruck bringen, dass der damalige Ministerpräsident Wulff den Landtag gehörig, kräftig, massiv angelogen hat.
Überhaupt ist die Causa Wulff eine wahre Fundgrube für allerlei Metaphern rund um Strich und Faden.
Wenn viele Bürger den Bundespräsidenten derzeit auf dem Strich haben, so klingt dabei ein doch sehr kriegerischer Ausdruck an: Beim Schießen nimmt man jemand aufs Korn und hat ihn dann auf dem Strich, das heißt auf der Visierlinie bis ins Ziel.
Vielen geht auch gegen den Strich, was Wulff sich ihrer Meinung nach bisher geleistet hat. Hier spielt eine Erfahrung aus der Tierwelt herein: Insbesondere Katzen mögen es gar nicht gerne, wenn man gegen den Strich, sprich: gegen die natürliche Ausrichtung, über ihr Fell streicht.
Andere Zeitgenossen wiederum möchten nach all dem Hickhack der letzten Wochen endlich – wie beim Rechnen – einen Strich unter die ganze Affäre ziehen.
Aber lassen Sie uns den Faden doch noch etwas weiterspinnen: Wenn derzeit viele glauben, die Erklärungen unseres Staatsoberhauptes würden immer fadenscheiniger, so gibt es dafür einen guten Grund: Wulff hat wohl längst nicht mehr alle Fäden in der Hand. Diese Redensart stammt zur Abwechslung einmal nicht aus dem Weberhandwerk, sondern aus dem Marionettentheater, wo die Puppen an Fäden bewegt werden.
Aber noch einmal zurück zu unserem Webermeister vom Anfang. Bekam der ein schlechtes Werkstück in die Hand, so ließ er keinen guten Faden an ihm. So weit sind mittlerweile mehr als die Hälfte aller Deutschen, wenn sie nach ihrer Meinung zu Wulff befragt werden.
Wie auch immer man zu dem ganzen Fall steht: Ein Schaden für unser Land ist er unterm Strich allemal, da beißt die Maus keinen Faden ab.
Und woher kommt das nun schon wieder? Die plausibelste Erklärung: Am 17. März feiert man das Fest der heiligen Gertrud, Äbtissin von Nivelles im heutigen Belgien und Ururgroßtante von Karl dem Großen. Sie wurde vor allem zu Frühjahrsbeginn gegen die Mäuseplage angerufen. Weil man aber früher glaubte, die nach dem langen Winter wieder putzmunteren Mäuse würden von diesem 17. März an mit Vorliebe den Flachs in der Spinnstube fressen, stellten die Frauen das Spinnen vorher ein. Damit war alles klar – und da konnte dann die Maus keinen Faden mehr abbeißen.
Aus die Maus! So heißt übrigens ein bemerkenswertes Büchlein über ungewöhnliche Todesanzeigen.
Aber das ist eher eine Geschichte für November.
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