Vor einigen Tagen wurde das Wort des Jahres bekannt gegeben. Dabei belegte Arabellion hinter Stresstest (1. Platz) und hebeln (2. Platz) den dritten Rang. Nun ist dieser von der FAZ geprägte Begriff für den Wandel in Nordafrika und dem Vorderen Orient nicht nur eine intelligente Neuschöpfung an sich, sondern auch ein prägnantes Beispiel für die ebenso griffige wie witzige Verschmelzung von Wörtern.
Und was landete bei dieser Wahl der Gesellschaft für deutsche Sprache auf Platz 4? Merkozy – ebenfalls ein Neologismus, und zwar durch Zusammenziehung von Merkel und Sarkozy als Synonym für internationale Politik im Gleichschritt. Gleich zwei Gründe, um sich mit dem Phänomen des Blendings zu beschäftigen, wie man das Vermischen von Wörtern – ähnlich wie bei Wein oder Kaffee – auch nennt.
Solche Kofferwörter – weil da wie in einem Koffer mehrere Sachen zusammengepackt werden – gibt es häufiger, als man denkt. Manche sind schon sehr alt, wie zum Beispiel der Attentäter, bei dem das aus dem Lateinischen stammende Wort Attentat für einen meist politisch motivierten Mordanschlag mit unserem deutschen Wort Täter verschmolzen wurde.
Bekannte Beispiele für kreativen Mischmasch aus den letzten Jahrzehnten sind Motel (Motor + Hotel), Kurlaub (Kur + Urlaub), Politesse (Polizei + Hostesse) und denglisch (deutsch + englisch).
Gleich zwei Wortspielereien gibt es für die Stadt Frankfurt: Mainhattan (Main + Manhattan) sowie Bankfurt (Bank + Frankfurt).
Auch der Teuro (teuer + Euro) gehört hierher, obwohl er ja laut jüngsten Berichten nie einer war; die Missbrauchsdiskussion hat uns den Zölibazi beschert, eine Mischung aus Zölibat (Ehelosigkeit) und Bazi (bayerisch für Gauner);
und Kahnsinn (Oliver Kahn + Wahnsinn) war schlichtweg ein journalistischer Geniestreich, um die multiple Psyche dieses Torhüters zu umreißen. Bollywood (Bombay + Hollywood) für die indische Filmindustrie und Netiquette (Net + Etiquette) für anständige Umgangsformen im Internet sind zwei weitere hübsche Kofferwörter aus dem Englischen.
Noch zwei Beispiele für deutschen Wortwitz: Schachverstand, gebildet aus Schach und Sachverstand, spricht für sich, und bei Lustballon, wohl lustvoll zusammengebastelt aus Lust und Luftballon, muss man auch nicht lange überlegen, was damit gemeint ist.
Morgen ist der 31. Dezember, und da lädt unser aller Andy Borg in Graz zum Silvesterstadl, jener vor über 20 Jahren aus Silvester und Musikantenstadl verschmolzenen Alpengaudi. Wer darauf nicht stehen sollte, kann sich ja einen satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch zusammenbrauen. Mit diesem Cocktail aus Satan, Anarchie, Archäologie, Lüge, Genie, Alkohol und Hölle hat uns Michael Ende vor ebenfalls etwas über 20 Jahren ein Prachtexemplar von literarischem Kofferwort beschert.
Doch Vorsicht bei dieser irrwitzigen Rezeptur! Sonst wird es nichts mit dem Brunch am Neujahrsmorgen, auch ein berühmter Wortmix aus Breakfast und Lunch. Und statt der Araber rebelliert der Magen.
(Seite 1 von 1, insgesamt 1 Einträge)
Kommentare