Wenn dieser Tage Weihnachtskarten von überall her eintrudeln, staunt man immer wieder über die Segenswünsche in anderen Sprachen – von Geseënde Kerfees! in Afrikaans bis Sinifesela Ukhisimusi Omuhle! in Zulu. Ein weites Feld, das wir aus gegebenem Anlass kurz beackern wollen.
Eines vorneweg: Unser Wort Weihnachten tanzt durchaus aus der Reihe und taucht – außer im Jiddischen Vaynakhtn – nirgendwo anders auf. Zum ersten Mal um 1170 beim Dichter Spervogel als Wihnacht belegt, hat es natürlich mit unserem heutigen weihen zu tun.
Althochdeutsch wih bedeutete heilig. Daher Heilige Nacht. Wer daraus nun aber eine christliche Wurzel dieses Namens ableitet, liegt falsch. Anders als bei den eher norddeutschen Bezeichnungen Christnacht oder Christfest, wo der Bezug auf die Geburt Christi klar ist, geht das eher süd- und mitteldeutsche Wort Weihnachten aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Zeit zurück, als die Germanen noch gar nicht christianisiert waren. Schon damals galten die Nächte nach der Wintersonnenwende als heilige Nächte, in denen unsere Vorfahren mit allerlei wilden Riten den Abschied vom alten und die Ankunft des neuen Jahres feierten. Die Mönche des Mittelalters aber münzten solche heidnischen Bräuche schlichtweg für ihre christlichen Zwecke um.
Da sind Bezeichnungen in anderen Sprachen näher am christlichen Erbe. Bei englisch Christmas, niederländisch Kersfeest, aber auch bei Kristnaskon in der Kunstsprache Esperanto scheint überall wie bei Christfest der Namen Christi auf, und selbst im Nepalesischen Weihnachtsgruß Krist Yesu Ko Shuva Janma Utsav Ko Upalaxhma Hardik Shuva weist schon das erste Wort den Weg.
Spanisch navidad, italienisch natale, rätoromanisch nadal sowie französisch Noel dagegen gehen auf das lateinische Adjektiv natalis zurück, zur Geburt gehörend – dies natalis heißt Geburtstag.
Überhaupt nicht in dieses Schema passt Jul, wie Norweger, Dänen und Schweden unisono zu Weihnachten sagen? Interessanterweise geht es ebenso wie unser Wort auf ein vorchristliches, germanisches Fest zur Wintersonnenwende zurück, wobei die genaue Bedeutung im Dunkeln liegt. Unsere skandinavischen Nachbarn im Norden sind ihm jedenfalls treu geblieben. Die unsäglichen Versuche der Nazis aber, unser Weihnachtsfest in ihrem Germanenwahn zur Julfeier umzudeuten, waren spätestens 1945 gescheitert.
Und was ist mit all den anderen Sprachen? Der Platz verbietet uns, hier noch mehr Beispiele zu zitieren, auf die Hobbyetymologen abfahren könnten. Aber ein kleiner Schlenker sei noch gestattet: Wanikiya tonpi wowiyuskin heißt der Weihnachtsgruß, den sich die Lakota-Indianer, ein Volk der großen Sioux-Familie, morgen entbieten. Leider ist es uns nicht gelungen, auf die Schnelle einen Experten für Lakota zu finden. Und so müssen wir die Aufklärung schuldig bleiben, wie das genau zu übersetzen wäre.
Aber Weihnachten ist ja das Fest der kleinen Geheimnisse.
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