Derzeit ist ein Wort in aller Munde, das eine nähere Erklärung verdient: Moratorium. Der Begriff für einen vereinbarten oder angeordneten Aufschub bestimmter Verbindlichkeiten geht auf ein spätlateinisches moratorius = säumend zurück, das wiederum seine Wurzel im lateinischen mora = Aufschub, Verzug hat. Verwendet wird Moratorium heute recht vielseitig: wenn der IWF armen Ländern ihre Schulden stundet; wenn Russland den KSZE-Vertrag aussetzt, da es ihn durch die USA verletzt sieht; wenn die Gegner des Projekts „Stuttgart 21“ den sofortigen Stopp fordern; oder wenn – wie jetzt – die Bundesregierung eine bereits getroffene Regelung mit den AKW-Betreibern für drei Monate aufschiebt.
Verwechselt wird das Moratorium gerne mit dem Memorandum. Auch dieses Wort stammt aus dem Lateinischen: memorandus heißt erinnerungswürdig, erwähnenswert, und ein Memorandum ist eine Stellungnahme, die es lohnt, schriftlich festgehalten zu werden. Im diplomatischen Verkehr spricht man von Memoranden, aber auch bei Schlusskommuniqués nach Tagungen von Parteien und Organisationen oder bei Denkschriften gesellschaftlicher Gruppierungen.
Ins Blickfeld gerät hier schließlich das Memento mori. Von Mönchen im Mittelalter abgekürzt aus dem lateinischen memento moriendum esse (denke daran, dass du sterblich bist!), soll dieser Spruch an die Vergänglichkeit allen Lebens erinnern. Angesichts der Tausenden vom jähen Tod überraschten Menschen in Japan hat er derzeit eine erschütternde Aktualität. Aber was treibt viele Deutsche vorrangig um? Die rundum verlogen geführte Diskussion über ein Moratorium. Mora hat noch eine Bedeutung: Innehalten. Und auch wenn es nur ein frommer Wunsch bleiben wird: Haltet inne!
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