Heute fängt zwar erst der Oktober an, aber da wir an dieser Stelle immer mal sprachhygienische Prophylaxe betreiben, wollen wir uns schon einem November-Thema widmen.
Bald feiern wir Allerheiligen und Allerseelen, begehen den Volkstrauertag und den Totensonntag. Bald hebt also wieder das große Gedenken an, und da kann es nicht schaden, schon rechtzeitig im Vorfeld auf einen Fehler hinzuweisen, der vor allem in dieser Jahreszeit wieder quer durch alle Medien geistern wird: In unserer Standardsprache heißt es nicht: „Wir gedenken den Toten“, sondern „Wir gedenken der Toten“.
Auch wenn sich in der Umgangssprache die Verstöße häufen mögen, einige Verben – vor allem stilistisch gehobene – regieren weiterhin den Genitiv, und dabei sollte man es auch belassen.
An ähnlich gelagerten Fällen ist beileibe kein Mangel, wie folgende fiktive Passage zu einem politischen Dauerthema der letzten Wochen beweisen mag: „Dieser Tage haben sich alle Medien eines außergewöhnlichen Vorfalls angenommen: Auf Präsident Sarkozys rigorose Roma-Politik hin hagelte es Vorwürfe, das Verhalten des französischen Staatsoberhaupts spotte jeder Beschreibung. Die Angriffe der französischen Linken gipfelten gar in der Forderung, ihn seines Amtes zu entheben. Auch quer durch Europa fehlte es nicht an Stimmen, die ihn der Volksverhetzung beschuldigten. In Deutschland wiederum regte man sich darüber auf, dass Sarkozy die Deutschen quasi der Mittäterschaft bezichtigte. Der Verdacht, Berlin wolle ebenfalls Lager auflösen, entbehre jeder Grundlage, ließ die Kanzlerin sofort verlauten. Einer Entschuldigung aus Paris harrte man allerdings vergebens...“
Zugegeben: etwas konstruiert, aber allemal korrekt.
P.S. Weil oben von Prophylaxe die Rede war, hier ein kleiner Nachklapp: Natürlich stammt dieses Fremdwort für vorbeugende Maßnahme oder Verhütung von Krankheiten aus dem Griechischen Aber manche Zeitgenossen scheinen das nicht so eng zu sehen: Im "Hohlspiegel", der Stilblüten-Kolumne des Nachrichtenmagazins "Spiegel", war letzte Woche von einer Malariaprofilachse zu lesen.
Wie auch immer das in die Zeitung gekommen sein mag, es entbehrt nicht der unfreiwilligen Komik – auch ein Verb mit Genitiv.
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