Sitzen Franzosen in einer oberschwäbischen Gaststätte und tun sich an einer Flädlesuppe gütlich, kraftvoll gewürzt und hübsch bestreut mit Schnittlauch. Ihr Urteil: „Délicieux!“, also köstlich. Aber was genau – s’il vous plait – sind Flädle?
Die Erklärung fällt notgedrungen sehr wortreich aus, denn der Fall liegt ja nicht ganz einfach. Flädle sind in Streifen geschnittene Fladen, wie man hierzulande zu Pfannkuchen sagt, die wiederum zu der weitverzweigten Familie der Eierkuchen gehören.
Und wie bereitet man nun diese Flädle zu, wollen die Franzosen wissen? Da helfen einem just Begriffe aus unserem Nachbarland weiter: Die Mischung für den Teig liegt irgendwo in der Mitte zwischen Omelette (viele Eier und kein Mehl) und Crèpes (viel Mehl und wenig Eier). Wobei das allenfalls Annäherungswerte sind, denn die Anzahl der Pfannkuchenrezepte in Deutschland ist in etwa deckungsgleich mit der Anzahl der Hausfrauen. Jede hat da so ihre Eigenheiten.
Und dann haben wir ja noch die vielen wunderbaren Eierkuchenspezialitäten aus dem Ausland, mal salzig, mal süß, mal dick, mal dünn: Blinis aus Russland, Nalesnikis aus Polen, Poffertjes aus Holland, Galettes aus Frankreich, Pannakakkus aus Finnland, Palatschinke aus Österreich…
Palatschinke? Bei diesem Wort für die sehr dünn ausgebackenen, zusammengerollten und meist mit Marmelade gefüllten Pfannkuchen wollen wir doch kurz verweilen. Manche meinen ja, es hieße Palastschinken. Wenn es schon Bauernschinken und Katenschinken gibt, wäre eine noblere Ausgabe immerhin vorstellbar.
Aber mit Schinken hat diese Köstlichkeit aus k. u. k-Zeiten überhaupt nichts zu tun. Entlehnt ist der Ausdruck aus ungarisch palacsinta, das über rumänisch placinta auf lateinisch placenta = der Kuchen zurückgeht (was wir auch aus einem ganz anderen Zusammenhang kennen: Plazenta = der Mutterkuchen). Wahrscheinlich haben einst römische Legionäre diese kulinarische Spezialität in die Weiten Pannoniens mitgebracht.
Das war’s. Die Küche ruft. Heute gibt es Spargel, und dazu sind Kratzete, wie man sowohl in Baden als auch in Schwaben die in der Pfanne zerrupften Fladen nennt, einfach die beste Beilage. Aber Krátzete mit der Betonung auf dem a, bitteschön! Nicht Kratzéte, wie es unbedarfte Zugereiste gerne betonen, analog zur Putzéte!
Apropos Putzete: Vor Jahren stand in dieser Zeitung einmal die Überschrift: "Waldputzete im ganzen Land." Am nächsten Morgen bei der Blattkritik monierte ein Jungredakteur aus nördlicheren Gefilden: "Da hat man das f vergessen!"...
Putznarren sind die Schwaben ja schon. Aber eine Waldputzfete? Das geht dann doch zu weit.
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