Na also. Jetzt ist das ominöse K-Wort doch gefallen. Karl-Theodor zu Guttenberg hat sich endlich durchgerungen, im Zusammenhang mit den Kämpfen in Afghanistan von einem Krieg zu reden – allerdings nicht ohne sofort wieder einen Rückzieher zu machen. Diese Wortwahl sei allenfalls umgangssprachlich zu verstehen, so betonte er.
Damit liegt er jedoch falsch. Zwar ist Krieg in der Tat eine aus juristischer und völkerrechtlicher Sicht umstrittene Bezeichnung für die Vorgänge in Afghanistan, weil hier nicht mindestens zwei Nationen direkt gegeneinander kämpfen. Aber den Begriff Krieg der Umgangssprache zuzurechnen, hieße im Umkehrschluss, ihm seine Zugehörigkeit zur Standardsprache abzusprechen. Und das ist Nonsens.
Bei umgangssprachlich schwingt immer etwas Alltägliches, Familiäres, Kumpelhaftes, Saloppes mit. Krieg ist dagegen unser Standardwort schlechthin für das Gegenteil von Frieden. So bleibt die Erkenntnis: Der Verteidigungsminister hat halt noch einen letzten Dreh versucht, aber die Kurve nicht richtig gekriegt.
Apropos kriegen: Das ist nun wirklich umgangssprachlich. Man sagt es zwar den lieben, langen Tag und meint damit bekommen, erlangen, erringen, erhalten, erleiden etc. Es zu schreiben, gilt aber zu Recht als verpönt.
Was seine Herkunft angeht, so kommt es in der Tat von Krieg. Es lässt sich auf ein mittelhochdeutsches Wort kriec zurückführen, was so viel heißt wie Anstrengung, Streben, Streit, Kampf.
In diesem Zusammenhang noch interessant: Die Niederländer haben mit krijg ein ähnlich gelagertes Wort, und das schwedisch-dänisch-norwegische krig ist aus dem Deutschen entlehnt. Das englische Wort war stammt allerdings aus einer anderen Ecke, wobei es verwandte Wörter im Deutschen gibt: Wehr und wehren, aber auch wirr und Verwirrung.
Und was man nicht auf den ersten Blick sieht: Französisch guerre sowie italienisch-spanisch-portugiesisch guerra gehen auf solche frühen germanischen Wurzeln zurück. Germanenhorden standen nun mal im Ruch, immer wieder in andere Länder einzumarschieren, und brachten dann eben dieses Wort mit.
Wir Deutschen blieben dieser Tradition übrigens treu und haben vor nicht zu langer Zeit dem Rest der Welt als neues Wort den Blitzkrieg geliefert – standardsprachlich, wohlgemerkt.
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