Alle Vögel sind schon da, alle Vögel alle. Frühlingsselig, wie wir derzeit sind, nehmen wir mit Wohlgefallen das Treiben unserer gefiederten Freunde wahr. Amsel, Drossel, Fink und Star… die üblichen Piepmätze eben.
Doch was ist mit den selteneren Arten? Etwa mit der Spinatwachtel? Hat sie jemand schon gesichtet? Brütet sie womöglich bereits im Spinat? Oder ist sie noch gar nicht aus dem Winterquartier zurück? Oder aber eine ganz andere Frage: Gibt es sie überhaupt?
Ganz einfach: Es gibt sie genauso wenig wie die Nachteule (jemand, der sehr spät zu Bett geht) oder den Unglücksraben (jemand, der immer Pech hat), die Trottoirschwalbe (ein leichtes Mädchen) oder die Hupfdohle (eine unbedarfte Revuetänzerin).
Die Tiermetaphorik, also die Verwendung von Bildern aus der Tierwelt, ist ein beliebtes Reservoir der Sprache. Dabei charakterisiert der Mensch seine Mitmenschen mit Eigenschaften, die er beim Tier beobachtet oder dem Tier nach menschlichen Maßstäben zumisst.
Wobei diese Einschätzung mal gerecht sein kann, mal ungerecht, mal stimmig, mal nicht. Ein Fuchs ist in der Tat ein schlaues Tier, daher der Schlaufuchs. Manche Würmer bohren sich durch Bücher, daher der Bücherwurm im übertragenen Sinn. Auch beim Dreckschwein mag die Unterstellung eines gewissen Hangs zum Schmuddeln stimmen, beim Dreckspatzen allerdings nicht und auch nicht beim Schmutzfinken.
Begriffe wie Angsthase, Schmusekater, Naschkatze, Streithammel, Unschuldslamm, Automarder, Salonlöwe oder Lackaffe erklären sich von selbst. Bei anderen muss man genauer hinschauen.
Warum uns der arme Molch aus der Familie der Schwanzlurche auch als Lustmolch begegnet, wollen wir jetzt nicht näher erörtern.
Der Sündenbock dagegen geht auf die schon bei Moses erwähnte Sitte der Israeliten zurück, wonach der Hohepriester einen Bock symbolisch mit den Sünden des Volkes belud und in die Wüste jagte.
Beim Frechdachs spielt man darauf an, dass der Dachs seine Jungen frech – hier im Sinn von mutig – auch gegen viel größere Tiere verteidigt.
Der Ausdruck Schnapsdrossel für einen dem Alkohol nicht abgeneigten Zeitgenossen geht auf ein Gefäß für geistige Getränke in Vogelform zurück.
Von Schluckspecht spricht man wiederum, weil Spechte nachweislich Bäume anpicken, um an den Saft der Rinde heranzukommen.
Etappenhengst war ein böses Wort der Frontsoldaten für jene Kameraden, die ohne Gefahr für ihr Leben in der Heimat ihren Dienst ableisten konnten.
Als Rampensau bezeichnet man einen Schauspieler, der sich auf der Bühne voll auslebt.
Und in der Zimtzicke oder Zimtziege – Zimt hier im negativen Sinn von Plunder, Kram, Unsinn – begegnet uns eine sehr anstrengende Frauensperson.
Und da ist dann auch die Spinatwachtel nicht weit. Mit Spinat hat sie gar nichts zu tun. Spinat ist wohl eine Verballhornung des süddeutschen spinnet oder spinnert für verschroben, verrückt, mit Anklängen zudem an spinnendünn. Wachtel wird hier ähnlich wie Schnepfe abfällig gebraucht und lässt zudem an Schachtel denken.
Eine Spinatwachtel ist also vieles – nur nichts Nettes.
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