Am Dienstag wurde die neue, alte Kanzlerin vereidigt, am Mittwoch bekam die evangelische Kirche zum ersten Mal eine Vorsitzende. Nun sind die Erwartungen sehr groß, und um alle Wünsche zu erfüllen, müssten Angela Merkel und Margot Käßmann wohl Zaubererinnen sein. Oder Zauberinnen?
Letzteres ist richtig. Endet ein männliches Substantiv mit -er, so wird die weibliche Form in der Regel durch das Anhängen von -in gebildet: der Sänger – die Sängerin, der Lehrer – die Lehrerin, der Förster – die Försterin, der Pilger – die Pilgerin. Endet die männliche Form jedoch mit -erer, so entfällt das eine -er. Es heißt also der Ruderer – die Ruderin, der Wanderer – die Wanderin, der Förderer – die Förderin, der Bewunderer – die Bewunderin, der Eroberer – die Eroberin.
Das ist zwar an sich unlogisch, aber wahrscheinlich hat man einfach mit der Zeit dieses unschöne Hängenbleiben bei den zwei Zäpfchen-r in -ererin gescheut und dann das Verfahren abgekürzt. Deswegen gibt es auch die Meuterin, die Wilderin und die Stänkerin – so viel Gleichberechtigung muss sein.
Ein Wort existiert allerdings, bei dem sich jedwede grammatikalische Verweiblichung verbietet: der Zwitter. Er trägt ja beide geschlechtlichen Eigenschaften schon in sich.
Und weil es sich hier anbietet, noch kurz ein Ausflug auf ein ganz anderes Feld: Der Begriff Twitter – derzeit als weltweit vernetztes Internet-Tagebuch in aller Munde – hat mit Zwitter (aus der großen Wortfamilie von zwei, zweifach, Zwilling etc.) nichts zu tun. Twitter kommt vom englischen to twitter = zwitschern. Gerade hat das Wort in den neuesten Duden Nr. 25 Eingang gefunden. Und willfährig, wie sich die Duden-Redaktion gegenüber Anglizismen gerne verhält, liefert sie auch gleich die Deklination mit: Ich twittere, du twitterst, er twittert….
Sagen wir es in Anlehnung an einen alten Berliner Spruch: "Nachtigall, ick hör dir twittern."
Freitag, 23. Oktober 2009
Um Buhei wird viel Buhei gemacht
"Um die Schweinegrippeimpfung wird zurzeit schon ein unglaubliches Buhei gemacht". So meinte neulich ein Rundfunkmoderator. Nach diesem Wort für Aufheben, Getue oder Tamtam – manchmal auch Bohei geschrieben – wird immer wieder einmal von Lesern gefragt.
Deswegen hier die Erklärung – oder zumindest der Versuch einer Erklärung. Dass dieses Buhei aus einer fremden Sprache kommt, könnte man kurz denken. Immerhin klingt es ähnlich wie zum Beispiel Bahai, das für eine im 19. Jahrhundert von dem aus Persien stammenden Weisen Baha’u’llah gestiftete, heute weltweit organisierte Religionsgemeinschaft steht.
Im Internet finden sich auch einige eher exotische Erklärungen für Buhei, die von seriösen Nachschlagewerken allerdings nicht aufgegriffen werden. So soll es unter anderem auf den schottischen Kampfruf buaidh = Sieg zurückgehen, der – weil die Schotten gegen die Engländer meist verloren – irgendwann nur noch ironisch gebraucht wurde, im Sinne von viel Schlachtengetöse, aber ohne greifbaren Erfolg.
Auch auf das mittelhochdeutsche Wort Buhurt – einen aus dem Altfranzösischen stammenden Ausdruck für den letztlich sinnlosen Schaukampf zwischen zwei bewaffneten Gruppen beim ritterlichen Turnier – haben manche Buhei ebenfalls schon zurückführen wollen.
Bei der Duden-Redaktion wiederum warten die Sprachexperten mit einer wesentlich simpleren Interpretation auf: Danach soll das Wort schlichtweg auf die Ausrufe des Erstaunens Bu und hei zurückgehen. Das wäre dann in der Tat viel Lärm um nichts.
Mit Lärm wird übrigens sehr oft auch ein anderer Ausdruck in Verbindung gebracht, obwohl er streng genommen mit Lärm gerade überhaupt nichts zu tun hat. Viele Zeitgenossen verstehen unter dem Begriff Tohuwabohu ein wildes, lautes Durcheinander.
Dabei mag Durcheinander ja noch angehen, aber genau übersetzt bedeutet diese Stelle aus der Genesis wüst und leer als Synonym für die Unordnung auf der Erde, die der göttlichen Ordnung voranging. Von Lärm ist in diesem zweiten Satz der Bibel noch nicht die Rede. Der kam erst danach auf die Welt – spätestens nach der Erschaffung des Menschen.
Deswegen hier die Erklärung – oder zumindest der Versuch einer Erklärung. Dass dieses Buhei aus einer fremden Sprache kommt, könnte man kurz denken. Immerhin klingt es ähnlich wie zum Beispiel Bahai, das für eine im 19. Jahrhundert von dem aus Persien stammenden Weisen Baha’u’llah gestiftete, heute weltweit organisierte Religionsgemeinschaft steht.
Im Internet finden sich auch einige eher exotische Erklärungen für Buhei, die von seriösen Nachschlagewerken allerdings nicht aufgegriffen werden. So soll es unter anderem auf den schottischen Kampfruf buaidh = Sieg zurückgehen, der – weil die Schotten gegen die Engländer meist verloren – irgendwann nur noch ironisch gebraucht wurde, im Sinne von viel Schlachtengetöse, aber ohne greifbaren Erfolg.
Auch auf das mittelhochdeutsche Wort Buhurt – einen aus dem Altfranzösischen stammenden Ausdruck für den letztlich sinnlosen Schaukampf zwischen zwei bewaffneten Gruppen beim ritterlichen Turnier – haben manche Buhei ebenfalls schon zurückführen wollen.
Bei der Duden-Redaktion wiederum warten die Sprachexperten mit einer wesentlich simpleren Interpretation auf: Danach soll das Wort schlichtweg auf die Ausrufe des Erstaunens Bu und hei zurückgehen. Das wäre dann in der Tat viel Lärm um nichts.
Mit Lärm wird übrigens sehr oft auch ein anderer Ausdruck in Verbindung gebracht, obwohl er streng genommen mit Lärm gerade überhaupt nichts zu tun hat. Viele Zeitgenossen verstehen unter dem Begriff Tohuwabohu ein wildes, lautes Durcheinander.
Dabei mag Durcheinander ja noch angehen, aber genau übersetzt bedeutet diese Stelle aus der Genesis wüst und leer als Synonym für die Unordnung auf der Erde, die der göttlichen Ordnung voranging. Von Lärm ist in diesem zweiten Satz der Bibel noch nicht die Rede. Der kam erst danach auf die Welt – spätestens nach der Erschaffung des Menschen.
Freitag, 16. Oktober 2009
"Frankfurt ist eine Messe wert." So lautet eine hübsch doppeldeutige Redensart, die alle Jahre wieder zur Buchmessenzeit auftaucht. Ihren Ursprung hat sie allerdings in Frankreich. Mit den Worten "Paris vaut bien une messe" (Paris ist eine Messe wert) erklärte einst der in der Provinz hugenottisch-protestantisch erzogene Heinrich IV. (1553-1610) seinen Übertritt zum katholischen Glauben, der ihm in der Hauptstadt die französische Königskrone einbrachte.
Gespielt wird bei diesem Frankfurter Slogan mit der Identität der beiden Begriffe Messe = Gottesdienst und Messe = Jahrmarkt, Großausstellung, die gerade Franzosen, aber auch Italiener immer wieder stutzen lässt. Bei ihnen ist messe beziehungsweise messa das Wort für den Gottesdienst. Für Jahrmarkt, Großausstellung sagen sie foire beziehungsweise fiera.
Beides ist abgeleitet vom lateinischen feria = freier Tag, das übrigens auch in unserem alten Wort Fieranten für Jahrmarktshändler steckt.
Warum aber nun diese Identität im Deutschen? Das Wort Messe im Sinn von Gottesdienst hat seine Wurzel in der alten lateinischen Formel "Ite, missa est!" am Ende der Liturgiefeier, in etwa zu übersetzen mit "Geht, die Versammlung der Gläubigen ist entlassen!". Missa ist das Partizip Perfekt von mittere = entlassen, wegschicken, senden, das uns zudem das Wort Mission gebracht hat.
Weil aber der Begriff Messe bei uns auch bald für Heiligenfest mit feierlichem Gottesdienst zu Ehren des Kirchenpatrons stand und an solchen Patrozinien große Jahrmärkte abgehalten wurden, bürgerte sich die zweite Bedeutung ein.
Wenn man wiederum bei uns den Speiseraum für Offiziere auf einem Schiff Messe nennt, so stammt das Wort zwar aus dem Englischen mess, aber auch hier wirkt das lateinische mittere nach. Missum war das Gericht, das aus der Küche herauskam, also vom Koch entlassen wurde.
Auch ein zweiter griffiger Slogan kocht übrigens zur Buchmessenzeit immer wieder hoch: "Jeder geht nach Frankfurt, weil jeder nach Frankfurt geht". Das ist nun überhaupt nicht doppeldeutig, und zudem stimmt es wohl. Allein 300 000 Besucher kamen letztes Jahr, und – Krise hin oder her – arg viel weniger werden es dieses Jahr wohl nicht sein.
Gespielt wird bei diesem Frankfurter Slogan mit der Identität der beiden Begriffe Messe = Gottesdienst und Messe = Jahrmarkt, Großausstellung, die gerade Franzosen, aber auch Italiener immer wieder stutzen lässt. Bei ihnen ist messe beziehungsweise messa das Wort für den Gottesdienst. Für Jahrmarkt, Großausstellung sagen sie foire beziehungsweise fiera.
Beides ist abgeleitet vom lateinischen feria = freier Tag, das übrigens auch in unserem alten Wort Fieranten für Jahrmarktshändler steckt.
Warum aber nun diese Identität im Deutschen? Das Wort Messe im Sinn von Gottesdienst hat seine Wurzel in der alten lateinischen Formel "Ite, missa est!" am Ende der Liturgiefeier, in etwa zu übersetzen mit "Geht, die Versammlung der Gläubigen ist entlassen!". Missa ist das Partizip Perfekt von mittere = entlassen, wegschicken, senden, das uns zudem das Wort Mission gebracht hat.
Weil aber der Begriff Messe bei uns auch bald für Heiligenfest mit feierlichem Gottesdienst zu Ehren des Kirchenpatrons stand und an solchen Patrozinien große Jahrmärkte abgehalten wurden, bürgerte sich die zweite Bedeutung ein.
Wenn man wiederum bei uns den Speiseraum für Offiziere auf einem Schiff Messe nennt, so stammt das Wort zwar aus dem Englischen mess, aber auch hier wirkt das lateinische mittere nach. Missum war das Gericht, das aus der Küche herauskam, also vom Koch entlassen wurde.
Auch ein zweiter griffiger Slogan kocht übrigens zur Buchmessenzeit immer wieder hoch: "Jeder geht nach Frankfurt, weil jeder nach Frankfurt geht". Das ist nun überhaupt nicht doppeldeutig, und zudem stimmt es wohl. Allein 300 000 Besucher kamen letztes Jahr, und – Krise hin oder her – arg viel weniger werden es dieses Jahr wohl nicht sein.
Freitag, 9. Oktober 2009
"Kartoffeln sind halt schon was Ordinäres", sagte dieser Tage ein Mann zu seiner Gattin, als die beiden an einem Riesenstapel mit Kartoffelsäcken vor einem Supermarkt vorbeiliefen.
Zumindest Matthias Claudius hat das anders gesehen, als er um 1789 sein berühmtes Kartoffellied schrieb:
Edel ist aber auch die Herkunft des Wortes Kartoffel an sich. Auf Italienisch heißt die Kartoffel heute patata, und dieser Begriff für das aus Amerika stammende Nachtschattengewächs geht – wie spanisch patata, englisch potato oder schwedisch potatis – auf ein indianisches Wort von der Insel Haiti zurück.
Zunächst benützten die Italiener allerdings das Wort tartufolo – in Anlehnung an tartufo = Trüffel. Beide Pflanzen haben nun mal vergleichbare Knollen im Erdreich. Während das Wort im Italienischen aber unterging, weil man dann doch den großen kulinarischen Unterschied zwischen den beiden Pflanzen empfand, kam es zunächst als Tartüffel zu uns, wurde zur Kartoffel und blieb.
Aparterweise gibt es heute unzählige Rezepte, bei denen wieder zusammenwächst, was zusammengehört – Kartoffel-Trüffel-Suppe, Kartoffel-Trüffel-Ravioli, Kartoffel-Trüffel-Mousse, Kartoffel-Trüffel-Macchiato, Kartoffel-Trüffel-Carpaccio…
Unter der Kochanleitung für eine dieser Kartoffel-Trüffel-Fantasien steht im Internet ein kurzer sarkastischer Kommentar:
Überhaupt: Ob Kartoffeln, wenn man sie mit Trüffeln versetzt, noch lieblich und geschwind däun, wie Claudius meinte, steht auf einem anderen Blatt. Däun ist ein altes Wort für verdauen, und Trüffel liegen dann doch etwas schwerer im Magen.
Zumindest Matthias Claudius hat das anders gesehen, als er um 1789 sein berühmtes Kartoffellied schrieb:
"Schön rötlich die Kartoffeln sindAllein schon der Vergleich mit Alabaster, diesem in noblem Weiß schimmernden Material, zeigt seine Wertschätzung für die unscheinbare Erdknolle. Daneben könne man jede Pastete vergessen, meinte er. Also von wegen ordinär!
und weiß wie Alabaster!
Sie däun sich lieblich und geschwind
und sind für Mann und Frau und Kind
ein rechtes Magenpflaster."
Edel ist aber auch die Herkunft des Wortes Kartoffel an sich. Auf Italienisch heißt die Kartoffel heute patata, und dieser Begriff für das aus Amerika stammende Nachtschattengewächs geht – wie spanisch patata, englisch potato oder schwedisch potatis – auf ein indianisches Wort von der Insel Haiti zurück.
Zunächst benützten die Italiener allerdings das Wort tartufolo – in Anlehnung an tartufo = Trüffel. Beide Pflanzen haben nun mal vergleichbare Knollen im Erdreich. Während das Wort im Italienischen aber unterging, weil man dann doch den großen kulinarischen Unterschied zwischen den beiden Pflanzen empfand, kam es zunächst als Tartüffel zu uns, wurde zur Kartoffel und blieb.
Aparterweise gibt es heute unzählige Rezepte, bei denen wieder zusammenwächst, was zusammengehört – Kartoffel-Trüffel-Suppe, Kartoffel-Trüffel-Ravioli, Kartoffel-Trüffel-Mousse, Kartoffel-Trüffel-Macchiato, Kartoffel-Trüffel-Carpaccio…
Unter der Kochanleitung für eine dieser Kartoffel-Trüffel-Fantasien steht im Internet ein kurzer sarkastischer Kommentar:
"Wie schneiden alleinerziehende Mütter, Rentner oder Studenten Trüffel in dünne Scheiben?"In der Tat. Weltweit werden jährlich etwa 300 Millionen Tonnen Kartoffeln geerntet, aber nur 120 Tonnen Trüffel – mit sinkender Tendenz. Das schlägt auf den Preis durch. Vor zwei Jahren wurde bei einer Versteigerung im Piemont für eine 750 Gramm schwere weiße Trüffel (Trüffel ist bei uns weiblich!) 143000Euro geboten – stolze 190 Euro pro Gramm.
Überhaupt: Ob Kartoffeln, wenn man sie mit Trüffeln versetzt, noch lieblich und geschwind däun, wie Claudius meinte, steht auf einem anderen Blatt. Däun ist ein altes Wort für verdauen, und Trüffel liegen dann doch etwas schwerer im Magen.
Freitag, 2. Oktober 2009
Von Kebsweibern und Schneekindern
Manchmal kann man auf dem falschen Fuß erwischt werden: "Was ist ein Kebsweib?", kam dieser Tage die Frage bei einer Lesung aus dem Buch mit den "Sprachplaudereien". Was ein Kebsweib ist, wusste man ja – eine Nebenfrau. Aber woher das Wort kommt? Fehlanzeige. Deswegen sei hier nachgelegt.
In der Bibel ist zwar viel von Kebsweibern die Rede, die alten Israeliten taten sich da bekanntlich keinen Zwang an. Aber aus dem Hebräischen stammt der Zusatz Kebs nicht. Es ist wahrscheinlich ein uraltes germanisches Wort, steckt in althochdeutsch kebis, altenglisch ciefes, altisländisch kefsir und bedeutet Sklavin, weibliche Gefangene.
Danach wäre auf die Unsitte angesprochen, dass der Mann sich damals eine rechtlose Untergebene zur willfährigen Gespielin machen konnte – neben seiner Angetrauten her, wohlgemerkt.
Rechtlos waren oft auch die Kegel, und damit sind jetzt nicht die Kegel von der Kegelbahn gemeint. Jeder kennt zwar den Ausdruck mit Kind und Kegel, aber nicht jeder weiß, was dieses Kegel bedeutet. Ein Kegel ist ein uneheliches Kind. Wahrscheinlich hat es in der Tat mit dem richtigen Kegel im Sinn von Holzfigur fürs Kegelspiel, Knüppel, Prügel, Pflock, Eiszapfen zu tun.
Ähnlich wie bei Bengel für einen aus der Art geschlagenen Jungen, wäre damit ein Kegel ein nicht der Norm entsprechendes Kind.
Außerdem gibt es eine Herleitung, die direkt mit der Bedeutung Eiszapfen zu tun haben könnte: Im "Modus Liebinc", einem schwäbischen Schwank aus dem Mittelalter, wird von einer Frau erzählt, die während einer Reise ihres Mannes ein Kind bekam und ihm dann vorgaukelte, sie habe Schnee gegessen und sei davon schwanger geworden. Kegel wäre also ein aus Schnee und Eis entstandener Bastard.
Die Geschichte ist übrigens noch nicht zu Ende: Der betrogene Kaufmann ging nach geraumer Zeit wieder auf Reisen, nahm das Produkt des Fehltritts mit und verkaufte es in fernen Landen für hundert Gulden. Seiner Frau erzählte er bei der Rückkehr, das "Schneekind" habe auf einer Insel im Süden zu viel Sonne abbekommen und sei in der Hitze geschmolzen…
So sind halt die Männer. Sich Kebsweiber halten, aber wehe, wenn die Frauen den Spieß umdrehen.
Oder besser: So waren halt die Männer, denn heute ist das ja alles anders.
In der Bibel ist zwar viel von Kebsweibern die Rede, die alten Israeliten taten sich da bekanntlich keinen Zwang an. Aber aus dem Hebräischen stammt der Zusatz Kebs nicht. Es ist wahrscheinlich ein uraltes germanisches Wort, steckt in althochdeutsch kebis, altenglisch ciefes, altisländisch kefsir und bedeutet Sklavin, weibliche Gefangene.
Danach wäre auf die Unsitte angesprochen, dass der Mann sich damals eine rechtlose Untergebene zur willfährigen Gespielin machen konnte – neben seiner Angetrauten her, wohlgemerkt.
Rechtlos waren oft auch die Kegel, und damit sind jetzt nicht die Kegel von der Kegelbahn gemeint. Jeder kennt zwar den Ausdruck mit Kind und Kegel, aber nicht jeder weiß, was dieses Kegel bedeutet. Ein Kegel ist ein uneheliches Kind. Wahrscheinlich hat es in der Tat mit dem richtigen Kegel im Sinn von Holzfigur fürs Kegelspiel, Knüppel, Prügel, Pflock, Eiszapfen zu tun.
Ähnlich wie bei Bengel für einen aus der Art geschlagenen Jungen, wäre damit ein Kegel ein nicht der Norm entsprechendes Kind.
Außerdem gibt es eine Herleitung, die direkt mit der Bedeutung Eiszapfen zu tun haben könnte: Im "Modus Liebinc", einem schwäbischen Schwank aus dem Mittelalter, wird von einer Frau erzählt, die während einer Reise ihres Mannes ein Kind bekam und ihm dann vorgaukelte, sie habe Schnee gegessen und sei davon schwanger geworden. Kegel wäre also ein aus Schnee und Eis entstandener Bastard.
Die Geschichte ist übrigens noch nicht zu Ende: Der betrogene Kaufmann ging nach geraumer Zeit wieder auf Reisen, nahm das Produkt des Fehltritts mit und verkaufte es in fernen Landen für hundert Gulden. Seiner Frau erzählte er bei der Rückkehr, das "Schneekind" habe auf einer Insel im Süden zu viel Sonne abbekommen und sei in der Hitze geschmolzen…
So sind halt die Männer. Sich Kebsweiber halten, aber wehe, wenn die Frauen den Spieß umdrehen.
Oder besser: So waren halt die Männer, denn heute ist das ja alles anders.
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