Am Sonntagabend haben wir es geschafft. Dann ist das Super-Wahljahr mit Bundestagswahl, Europawahl, Bundespräsidentenwahl, fünf Landtagswahlen und acht Kommunalwahlen endlich vorbei. Und dann sind wir alle superfroh, dass die Politiker sich wieder super auf ihre normalen Aufgaben konzentrieren können.
Super im Sinn von überragend als Adverb, super als Zusatz beim Adjektiv – das ist heute die Norm im Deutschen. Nachschlagewerke haben Wörter wie supergut, superleicht und superschlau, Superfrau, Supermodel und Superpreis schon längst
integriert. Die Freude am Superlativ grassiert bis in die höchsten Kreise: "Supertoll" seien sie gewesen, schrieb unsere Bundeskanzlerin dieser Tage den Fußballspielerinnen nach dem EM-Titelgewinn. Und selbst eine Koseform gibt es mittlerweile:
„Ist ja supi!“.
Darf man da überhaupt noch leise Einspruch erheben? Stilfibeln raten nicht ohne Grund zum sparsamen Umgang mit dem Superlativ, weil man ja nachher nichts mehr zum Zulegen hat. Bismarck soll gesagt haben, der Superlativ reize immer zum Widerspruch, weil mit ihm ein unerträglicher Absolutheitsanspruch verbunden ist.
Das klingt nicht ganz abwegig. Aber der Trend geht eher in die andere Richtung: Auf super folgte mega, was in der Naturwissenschaft für das Millionenfache steht – megacool und mega-in finden sich seit einigen Jahren im Duden. Dann kam giga (das Milliardenfache) – der neueste Duden Nr. 25 kennt den Gigaliner, einen besonders großen Lkw. Und nun warten
wir alle gespannt auf Verbindungen mit tera (das Billionenfache).
Wenn sich aber diese Supermegagiga-Sucht noch mit Gedankenlosigkeit paart, dann wird es tera-blöde. Schon hört man wieder manche Mitbürger vor der Wahl sagen: "Für mich wäre eine ....... Koalition der Super-GAU." (Farbadjektive bitte je nach persönlichem politischem Standpunkt einsetzen!)
GAU steht schlichtweg für "Größter anzunehmender Unfall". Und das noch steigern zu wollen, ist gar nicht supi.
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