Frage eines Lesers: Warum gibt es im Deutschen keinen Reim auf ein so wichtiges Wort wie Mensch?
Die Antwort ist einfach: Wir wissen es nicht. Diese Reimresistenz scheint eine Laune der Sprache zu sein.
Im Schwabenland wären Verse allerdings denkbar. Da könnte sich eine gescheiterte Eheanbahnung im Gedicht folgendermaßen lesen: "Bei so em bodebeisa Mensch, do gibt’s nur ois, do guggsch, dass rennsch!" – wobei hier mit Mensch ein weibliches Wesen gemeint ist.
Jetzt werden Sie aber albern, sagen Sie?
Mitnichten. Selbst unsere größten Dichter und Denker haben es manchmal mit dem Reimen nicht so genau genommen und ein bisschen heimischen Dialekt eingebaut, wenn es klemmte. Berühmt ist der Vers aus Goethes "Faust": "Neige, du Schmerzensreiche." Das passt nur, wenn der Herr Geheimrat in diesem Fall so babbelte, wie ihm der hessische Schnabel gewachsen war: "Neische, du Schmerzensreische".
Auch beim Kollegen Schiller werden wir fündig. In seiner Ballade "Der Handschuh" heißt es: "Da fällt von des Altans Rand, / ein Handschuh von schöner Hand, / zwischen den Tiger und den Leun / mittenhinein." Die Aussprache mittenhineun wird ja wohl nicht Schillers Ernst gewesen sein. So ist mit ihm wohl ganz einfach der Schwabe durchgegangen. Da heißt der Löwe nun mal Lei – und dann stimmt der Reim.
Der Mensch ist also untauglich für hochdeutsche Poesie. Aber damit steht dieses Wort nicht allein. Wie CUS, der Kreuzworträtsler der Süddeutschen Zeitung, herausgefunden hat, sperren sich auch Silber, Kanzel, Mönch und fünf gegen jegliche Reimkünste. Und auf Monat reimt sich – mit etwas Schummeln – Donut, jenes pappsüße Gebäckstück, das doughnut (Teignuss) hieß und als die amerikanische Antwort auf den Berliner Pfannkuchen gilt.
Da stellt sich dann auch eine Frage: Warum essen die Leute eigentlich Donuts? Und die Antwort ist wieder: Wir wissen es nicht.
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