Frühe Donald-Duck-Fans erinnern sich vielleicht noch an eine Geschichte aus den Fünfzigern. Da löste der Enterich auf Skiurlaub in den Bergen allein durch seinen markerschütternden Gesang eine Lawine aus. Sein Lied: "Und lieg ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Gitarre und gebt sie mir mit in mein Grab..."
Was uns hier nun interessiert, ist weniger der etwas gequälte Reim als das Wörtchen dereinst.
Es hat die erstaunliche Eigenschaft, zwei konträre Bedeutungen in sich zu vereinen: Zum einen steht es für die Zukunft, zum anderen für die Vergangenheit. In älteren Texten wäre – streng genommen – folgender Satz denkbar gewesen: "Als er dereinst dieses Studienfach studierte, war nicht abzusehen, dass er damit dereinst viel Geld machen würde." In heutigen Ohren klingt dieses dereinst allerdings recht antiquiert, oder aber es hat eine bewusst ironische Note – siehe oben.
Und was ist mit dem eng verwandten einst? Ebenfalls der eher gehobenen Sprache angehörend, hat es dieselbe Eigenschaft. Ein Beispiel aus aktuellen Krisenzeiten, wieder etwas zugespitzt: "Über eine vernünftige Altersvorsorge hat er sich einst keine Sorgen gemacht, und das wird er einst mit Sicherheit büßen."
Verwechslungen sind allerdings auszuschließen. Denn der Kontext macht es: Steht der Satz in der Vergangenheit, ist auch etwas längst Vergangenes gemeint; steht er in der Zukunft, geht es um etwas, das noch weit vor uns liegt.
Kein Wunder also, dass wir diesem fernen einst in vielen schönen, alten Kirchenliedern begegnen.
"In dir, Herr, lass mich leben / und bleiben allezeit, / so wirst du mir einst geben / des Himmels Wonn und Freud."
Dazu ertönt dann aber allenfalls die Orgel – und keine Gitarre.
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