Zunächst eine Notiz in eigener Sache:
Zu unserer Rubrik erreichen uns viele Briefe. Das freut uns sehr, und dafür wollen wir wieder einmal recht herzlich danken. Am guten Willen, sich dieser Themen anzunehmen, fehlt es auch nicht. Aber leider am Platz. So wird die Halde der noch nicht abgearbeiteten Anregungen immer größer, und wir können nur um Geduld bitten. Andererseits wollen wir die Zuschriften bislang nicht missen, da sie oft recht originell sind und vor allem zeigen, was unsere Leser in Sachen Sprache gerade umtreibt.
Ein Thema, das sehr oft angesprochen wird, klang oben schon an: der schwächelnde Genitiv in Verbindung mit bestimmten Verben. Standarddeutsch ist immer noch „Wir nehmen uns dieser Themen an“ und nicht „Wir nehmen uns diesen Themen an.“
Aber weil Konstruktionen mit dem Genitiv – sagen wir es vereinfachend – schlichtweg anspruchsvoller sind, weichen viele Zeitgenossen auf den Akkusativ oder den Dativ aus. Sie schreiben „Manche Fragen in Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise bedürfen eine schnelle Beantwortung“, obwohl es einer schnellen Beantwortung heißen müsste. Oder sie schreiben „Winnenden gedenkt den Opfern des Amoklaufs“ statt der Opfer.
Korrektes Deutsch ist das nicht.
Beim allgemeinen Hang zur Sprachökonomie, um nicht zu sagen: bei der Tendenz zur Simplifizierung in den Zeiten des Internets ist zwar leider anzunehmen, dass sich diese Entwicklung weg vom Genitiv noch verstärkt. Aber man muss da ja nicht mitmachen. Man sollte sich seiner nicht schämen und sich weiterhin aller althergebrachten sprachlichen Mittel bedienen, um sich eines guten Stils rühmen zu können.
P.S.
Wenn vorn schon in eigener Sache die Rede war, so sei es auch am Schluss gestattet: Immer wieder wird nachgefragt, ob es die Sprachplaudereien in Buchform gibt. Bislang noch nicht, aber eine gedruckte Ausgabe von 80 Texten seit dem Start im Jahr 2006 ist gerade im Entstehen und dürfte demnächst vorliegen, worauf wir natürlich hinweisen werden.
Eines ist jedenfalls sicher: Der Autor harrt ihrer schon – auch ein Genitiv.
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