Manchmal fliegen einem die Themen für diese Sprachglosse einfach zu. Etwa letzte Woche, als bei Anne Will zu später Stunde von einem Phallus-Sieg die Rede war. Wobei uns hierzu noch ein hübscher Nachklapp erreichte: An einem nordwürttembergischen Gymnasium, so schrieb ein Leser, habe im Jahr 1974 ein Prüfling vom Präservativ-Krieg gesprochen. Und die Protokollantin soll darob leicht errötet sein…
Nun drängt sich ein anderes Thema auf: Gestern Morgen kam es dick. Als erstes fiel die Glasschale fürs Müsli auf den Küchenboden, dann stockte die saure Milch in den Haferflocken, wenig später war ein Abfluss im Keller verstopft, und zu schlechter Letzt lag – Ehrenwort! – im Garten eine tote Katze… „Bist du heute mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden?“, fragte die Gattin leicht irritiert beim mittäglichen Rapport.
Einmal abgesehen davon, dass das in meinem Fall – Ausstieg in Bettrichtung rechts – schlecht geht, ist diese Redensart aber nicht uninteressant. Warum hat eigentlich alles im Zusammenhang mit links einen so negativen Klang? Mit dem linken Bein zuerst aufstehen, jemanden links liegen lassen, zwei linke Hände haben – immer schwingt etwas Abwertendes mit. Und Das mache ich doch mit links, heißt das ja auch nur, dass man etwas mit der vermeintlich schwächeren Seite schafft.
Das Ganze hat einfach mit Aberglauben zu tun. Schon bei den Römern stand das Adjektiv sinister zum einen für links und zum anderen für düster, finster, unheilvoll. So verwundert es nicht, dass auch bei uns die linke Seite schon immer als die Seite des Schlechten, Bösen, Unglücksbringenden galt, was dann leider auch – weil die meisten Menschen Rechtshänder sind – zu der Verunglimpfung der Linkshänder führte. Dass dieses Vorurteil von der angeblich effektiveren rechten Seite gar am Anfang allen Übels stand, wird von Psychologen nicht ausgeschlossen.
Apropos Vorurteil: Es werde wohl wieder ein Kampf auf Biegen und Brechen werden, orakelten manche vor dem Kick Niederlande-Deutschland am Mittwoch. Und was war dann? Fehlanzeige. Das unsägliche Ballgeschiebe sah mehr als linkisch aus, um im Jargon zu bleiben. Ob es mit dem kranken Miro Klose besser gelaufen wäre? Er zieht immer den rechten Fußballschuh zuerst an, dann den linken, und wenn er auf den Platz kommt, betritt er den Rasen zuerst mit dem rechten Fuß. Gegen Schweden vor vier Wochen hat er immerhin zweimal getroffen.
Aber trotzdem haben uns die Nordländer letztlich ganz schön gelinkt. Allen voran ihr Superstar Zlatan Ibrahimovic. Und der hat wohl noch nicht genug: Am Mittwoch erledigte er die Engländer beim 4 : 0 im Alleingang und schoss dabei – wie schon gejubelt wird – den „Fallrückzieher des Jahrzehnts“.
Übrigens mit rechts.
Freitag, 16. November 2012
Mal links, mal rechts
Trackbacks
Trackback-URL für diesen Eintrag
Keine Trackbacks