An dieser Stelle ist schon oft eine Lanze für alte deutsche Wörter gebrochen worden. Denn mag ihr Verschwinden meist auch plausibel sein, so bedeutet es doch eine Verarmung der Sprache – von der Erschwernis beim Lesen älterer Literatur ganz zu schweigen. Solche Gedanken gehen einem durch den Kopf, wenn man zufällig ein Buch über frühere Berufe in die Hand bekommt.
Was ein Drahtzieher war, leuchtet ja gerade noch ein. Da zog jemand erwärmtes Metall durch eine Öse, um – je nach Größe – dicken oder dünnen Draht zu gewinnen, und im übertragenen Sinn ist uns der Drahtzieher ja weiterhin vertraut: Als Anstifter oder Rädelsführer zieht er im Hintergrund die Strippen.
Auch den Roßtäuscher haben wir noch in unserem gängigen Wortschatz. Aber so nannte man früher in der Tat die Pferdehändler, weil ihnen kein Betrug fremd war. Sie feilten abgenutzte Zähne in Form, färbten graue Mähnen um und rieben alten, müden Mähren Pfeffer in den Hintern, um feuriges Temperament vorzugaukeln…
Bei anderen alten Handwerkern tut man sich schon schwerer. Oder wissen Sie, was ein Schopper war? Mit dem heutigen Shopping hat er nichts zu tun. So hießen früher die Schiffsbauer entlang der Donau, denn schoppen war das Abdichten der Ritzen zwischen den Planken mit Moos – Schwaben sagen heute noch schoppen für stopfen.
Ein Fischbeinreißer verarbeitete Horn des Bartwales für die feinen Streben in Schirmen, aber auch zur Stützfunktion in Damenmiedern.
Ein Salinist kochte Salz, und ein Säumer transportierte Waren mit dem Esel über Alpenpässe. Ein Steinschneider bearbeitete kunstvoll Juwelen, während ein Federschneider Gänsekiele zu Schreibfedern spitzte. Ein Lebzelter stellte Lebkuchen her, und ein Löher schälte Eichen, um die Rindenlohe fürs das Gerben von Leder zu gewinnen. Ein Lustfeuerwerker aber sorgte ganz einfach nur für Lustgewinn angesichts von explodierenden Leuchtkörpern aller Art.
Oft leben alte Berufe ja auch in Familiennamen fort. Und da gibt es ein interessantes Beispiel: Bei dem gar nicht so seltenen Namen Nonnenmacher liegt die Frage schon nahe, was hier eigentlich gemeint ist. Nonnenmacher war ein anderer Name für den Sauschneider. Schweine trieb man früher zur Mast in die Wälder, und da wurden – um die Begattung durch wilde Eber zu verhindern – die weiblichen Tiere zuvor kastriert. Danach hießen sie Nonnen. Der Volksmund ist da nicht zimperlich.
Was uns kurz noch zu einem anderen Beruf führt: dem Dachdecker. In diesem Metier kennt man schon seit Jahrhunderten den Begriff Mönch und Nonne für Ziegel in Form von der Länge nach halbierten Röhren, die verkehrt übereinander gelegt werden. Auf den Dächern von Klöstern in südlichen Ländern ist das übrigens bis heute die Regel. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Freitag, 6. Juli 2012
Warum ein Schopper nicht shoppt
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