Gesetzt den Fall, beim EM-Auftaktspiel zwischen Polen und Griechenland steht es heute Abend nach einiger Zeit 0:1, so ist eines jetzt schon todsicher: Irgendjemand in Funk oder Fernsehen sagt dann bedeutungsschwer: Noch ist Polen nicht verloren.
Denn der Anfang der heutigen Nationalhymne unserer Nachbarn im Osten, eines 1797 als Reaktion auf die ständigen polnischen Teilungen durch Russland, Preußen und Österreich geschriebenen Militärmarschs, ist längst auch in unseren Sprachschatz aufgenommen.
Und welchen Niederschlag haben die anderen Nationen dieser EM im Fundus unserer Zitate und Redensarten gefunden? Bei Irland, Kroatien, Portugal, Tschechien und der Ukraine ist unseres Wissens Fehlanzeige. Auch England hat eigentlich keine Spuren hinterlassen – zieht man nicht jenes unsägliche Kampflied von 1939 hinzu, das von den Bomben, Bomben, Bomben auf Engelland schwadronierte und auch noch nach dem Krieg bei Treffs von Wehrmachtsveteranen geschmettert wurde.
Da wendet man sich doch lieber dem Beitrag Griechenlands zu: Und an dem Ufer steh ich lange Tage, das Land der Griechen mit der Seele suchend, so lässt Goethe seine Iphigenie auf Tauris klagen, die sich nach der Heimat sehnt. Und noch einmal dürfen wir den Herrn Geheimrat zitieren: Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn singt die kleine Mignon schmachtend, und gemeint ist Italien.
Auf den Großen Kurfürsten soll der Ausruf vom Alten Schweden zurückgehen, womit man gerne seine Anerkennung für jemand ausdrückt.
Der Hintergrund: Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges setzte Friedrich Wilhelm erfahrene schwedische Soldaten als Ausbilder ein, die sich besonders gut auf militärischen Drill verstanden.
Über die Herkunft der Redensart Leben wie Gott in Frankreich streiten sich die Gelehrten. Angeblich ist sie aber schon im Mittelalter aufgekommen, als es der Geistlichkeit dort besonders gut ging.
Aus Shakespeares "Hamlet" stammt die Anmerkung Etwas ist faul im Staate Dänemark.
Stolz wie ein Spanier sagt man, weil der Stolz gemeinhin als herausstechende Charaktereigenschaft der Iberer gilt, was schon Schiller in seinem "Don Carlos" so sah.
Weil wiederum die Niederländer in der frühen Neuzeit sehr unter der spanischen Herrschaft litten, entstand wohl damals die Redensart von Holland in Not.
Und Deutschland?
Natürlich ist auch unsere Nation vertreten. Allerdings wollen wir nicht hoffen, dass uns morgen nach dem Portugal-Spiel der Nationalmannschaft allenfalls noch Heinrich Heine in den Sinn kommt: Denk ich an Deutschland in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht…