„Warum gehen Sie fast nie auf Wörter im Dialekt ein?“ So fragte jetzt wieder einmal eine Leserin ziemlich unwirsch an.
Die Antwort ist einfach: Weil man da allzu leicht zwischen alle Fronten gerät. Denn Rechtschreibung ist seit der reformierten Reform der Rechtschreibreform ohnehin schon ein schwieriges Geschäft. Aber beim Dialekt versagt jede Rechtschreibung, da sich jeder das Recht herausnimmt, die Laute so in Buchstaben umzusetzen, wie es ihm rechtens erscheint – und das variiert manchmal schon von Dorf zu Dorf.
Nehmen wir nur mal das Wort Brestling, wie die Schwaben gemeinhin zur Erdbeere sagen. Da ist von Brestling über Breschtling, Bräschtling, Bräschtleng, Prestling, Prestleng und Präschtling bis Präschtleng zwar alles möglich, aber die Bevorzugung der einen oder anderen Variante in der Zeitung löst fast schon Blutfehden aus.
Doch damit nicht genug des Dilemmas: Denn aus Brestlingen macht die schwäbische Hausfrau bekanntlich Gsälz, und da kursiert auch die Nebenform Gselz, was schnell zu einem neuen Glaubenskrieg führen kann.
Aber wenn wir schon mal beim Gsälz sind, so wollen wir hier etwas tiefer eintauchen und eine oft gestellte Frage abhaken: Was die Variante Gsälz schon von der Schreibe her nahelegt, stimmt in der Tat. Obwohl es sich hier um süße Marmelade dreht, geht das Wort auf die Wurzel Salz zurück. Etwas vereinfacht dargestellt: Weil man früher Salz zum Konservieren von Speisen benutzte, wurde im Lauf der Zeit auch durch Zucker und Gewürze haltbar gemachtes Obst als Gesalzenes/Gesalztes bezeichnet und im Schwäbischen eben als Gsälz.
Damit wird aber der Blick frei auf eine ganze Wortfamilie: Das lateinische sal für Salz steckt in Begriffen wie Saline, wie man Anlagen zur Verdunstung von Salzwasser nennt, oder auch Salpeter, das auf lateinisch sal petrae zurückgeht, also das Salz, das sich an Felsen bildet. (Nur zur Erinnerung: Du bist Petrus, der Fels…)
In der Salami steckt neben vielem Undefinierbarem auch ein altes italienisches Wort für Salzfleisch, das Salär war bei den alten Römern der in kostbarem Salz ausbezahlte Sold des Legionärs, und schließlich bedeutet unser Wort Sauce/Soße, das über das Französische auf vulgärlateinisch salsa zurückgeht, eigentlich nichts anders als salzige, würzige Brühe.
Womit wir jetzt bei den lateinamerikanischen Tänzen gelandet sind. Die aus der Karibik importierte Salsa heißt wohl so, weil es dabei auch ganz schön scharf hergehen kann.
Und was ist, wenn ein Gsälzbär eine flotte Chica zur Salsa bittet? Dann hat sie eher Pech gehabt. Ein Gsälzbär ist im Schwabenland so etwas wie ein tapsiger Teddy, sprich: ein unbedarfter Zeitgenosse. Und einem solchen Tollpatsch geht jeder Pfeffer ab – bis zum Beweis des Gegenteils, wohlgemerkt.
Oléle!