Reisen bildet – und wenn es nur um ein simples Verkehrszeichen geht. Seit geraumer Zeit sind manche Parkplätze an Autobahn-Auffahrten mit einem blauen Schild gekennzeichnet: P + M. Was auf solchen Plätzen passiert, ist klar: Pendler stellen dort ihre Autos ab und steigen bei Kollegen ein.
Aber was heißt das Kürzel genau? Ganz einfach: Parken und Mitfahren. Wenn da viele ins Grübeln kommen, so ist das allerdings verständlich. Denn auf diese simple Lösung kommt man schon gar nicht mehr angesichts ähnlicher, aber englisch angehauchter Verkehrszeichen wie P + R, das - wenn ausgeschrieben - für Park + Ride steht oder für Park + Rail, also für das Umsteigen vom Auto in eine Straßenbahn oder vom Auto in einen Zug.
Fairerweise sei es angemerkt: Im offiziellen Verkehrszeichenkatalog wird die Abkürzung P+R bislang immer noch als Parken und Reisen geführt. Aber durchgesetzt haben sich die englischen Bezeichnungen, wobei hier ja auch differenziert wird: ride steht allgemein für fahren, rail dagegen für mit der Eisenbahn fahren.
Wie zu erwarten, ließen sich andere Werbestrategen von solchen als besonders trendy empfundenen Anglizismen anstecken. Mit Bike + Ride oder Bike + Rail wird für Fahrradunterstände an Busparkplätzen oder Bahnhöfen geworben. Schilder mit Park + Fly sowie Rail + Fly finden sich an Flugplätzen. Und Kiss + Fly steht seit einiger Zeit an jenen Seitenstreifen, wo man Flugpassagiere kurz aussteigen lassen kann. Will sagen: „Küsschen zum Abschied – und dann aber hopp!“
Kiss + Ride gibt es ebenfalls. Aber hier sind Fehlinterpretationen möglich. So entbrannte in Wien ein heftiger Streit wegen Kiss + Ride-Bereichen am Bahnhof. Weil sie unweit eines Amüsierviertels platziert waren, lösten die Schilder bei manchen Zeitgenossen mit überbordender Fantasie wohl pikante Assoziationen aus. Selbst die Kirche wurde eingeschaltet…
Bei Küssen + Fahren wäre das nicht passiert. Auch nicht bei Küss + Tschüss, was noch griffiger wäre, und selbst nicht bei Knutsch + Weg. Unsere Deutsche Bahn hat schließlich auch versprochen, die Anglizismen-Flut einzudämmen, also wieder wegzukommen von Service Point für Auskunft oder Ticket Counter für Fahrkartenschalter – übrigens beides Begriffe, die so im Englischen gar nicht existieren. Längst weiß man ja, wie viele Bürger – weit über 50 Prozent sind des Englischen nicht mächtig – an solchen Schildern vorbeilaufen, ohne sie zu verstehen.
Apropos: Ein bayerischer Friseur warb vor einiger Zeit mit dem Spruch „Your head is our universe“. Ein Kunde nahm das wörtlich, rief auf Englisch an, um einen Termin auszumachen. Und was hörte er am anderen Ende der Leitung? Zunächst Schweigen, und dann den Ruf in den Raum: „Do is oaner, der red so komisch.“
Freitag, 2. März 2012
Park + Ride, Knutsch + Weg
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