Aus aktuellem Anlass drängt sich eine Frage auf: Warum spricht man eigentlich in der Regel von Frauenfußball und nicht von Damenfußball? Und umgekehrt von Damentennis und nicht von Frauentennis?
Natürlich hat das zu einem Gutteil damit zu tun, dass Tennis einmal als Sportart der oberen Zehntausend galt, dem Fußball aber schon immer eine gewisse Nähe zum einfacheren Volk nachgesagt wird. Aber diese Unterscheidung nach dem gesellschaftlichen Rang lässt sich letztlich nicht verallgemeinern.
Bei Wörtern wie Damenbad, Damenkonfektion, Damenklub, Damenrede oder Damensattel mag die Assoziation einer vornehmeren Herkunft durchaus anklingen, aber schon bei Damenbart versagt das Kriterium der sozialen Schicht.
Und der Begriff Frau ist ebenfalls nicht ganz eindeutig zu fassen. Bei Frauenarbeit, Frauenbewegung, Frauenchor, Frauenheilkunde, Frauenfeindlichkeit oder Frauenquote geht es ohne jeden Anklang von sozialer Differenzierung einzig und allein um den Unterschied zum Mann.
Ganz anders liegt der Fall bei Frauenkirche. In rund 40 deutschen Städten gibt es Frauenkirchen, Liebfrauenkirchen oder Kirchen zu unserer lieben Frau, die der in den Augen der Gläubigen höchsten aller Frauen geweiht sind: Maria, der Mutter Gottes.
Und wie heißen Frauenkirchen in Frankreich? Notre Dame.
An einem solchen Beispiel lässt sich schön belegen, dass Sprache immer in Bewegung ist. Im Mittelalter war frouwe = Herrin das weibliche Gegenstück zu einem untergegangenen Wort fro = Herr, das noch in Namen des Festes Fronleichnam = Leib des Herrn weiterlebt.
Als Standesbezeichnung für die Herrin von Stand wurde frouwe dann vom 17. Jahrhundert an durch das aus Frankreich zu uns kommende, damals wohl als besonders modisch empfundene Wort Dame (von lateinisch domina = Herrin) verdrängt. Und der Begriff Frau drückte dann seinerseits das alte deutsche Wort wip für die Ehefrau auf eine niedrigere Ebene. Wer heute noch von seinem Weib spricht, meint es ironisch-witzig. Oder er ist Urschwabe, der sich aber gemeinhin nichts Böses dabei denkt.
Wie auch immer: Hauptsache, unsere Frauenmannschaft – so will es der Duden ganz macho-mäßig! – gewinnt morgen gegen Japan, und unsere Damen stehen ihren Mann.
Freitag, 8. Juli 2011
Damen vor, noch ein Tor
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