Dass in Internet-Foren ohne Rücksicht auf Orthografie und Interpunktion munter drauflosgeschrieben wird, haben wir mittlerweile leidvoll zur Kenntnis nehmen müssen. Unter dem Schutzschild der Anonymität scheint hier jede Selbstkontrolle zu versagen, und es schleichen sich wirklich abstruse Fehler ein.
Zum Beispiel Kommasaufen. Nun wird in manchen Schüler-Blogs schon wieder lustvoll gespielt mit diesem Begriff – als witzigem Synonym für Grammatikunterricht. Aber unzählige Zeitgenossen meinen hier wirklich das Trinken bis zur Bewusstlosigkeit und schreiben dieses Koma (griechisch für tiefer Schlaf) wie das Satzzeichen Komma. Und wenn man sie darauf hinweist, zucken sie womöglich mit den Schultern. So sei das eben mit der Orthografie im Jahre 5 nach der Einführung der reformierten Reform der Rechtschreibreform. Kein Verlass mehr, dass man richtig liegt…
Nun denkt man da sofort an ein ebenfalls aus der alkoholischen Abteilung stammendes Beispiel, bei dem die Orthografie in der Tat gewöhnungsbedürftig ist: das Wortpaar Branntwein und Weinbrand. In beiden Fällen geht es um hochprozentige Getränke, aber während jeder Weinbrand ein Branntwein ist, ist nicht jeder Branntwein ein Weinbrand.
Der Begriff Branntwein stammt schon aus dem späten Mittelalter, und dieser gebrante win wurde in der Tat nur aus Wein oder Weinrückständen gebrannt, sprich: destilliert. Später kamen zum Wein auch Gärprodukte aus Obst, Beeren, Getreide oder Kartoffeln als Rohstoffe hinzu – so sind Slibowitz, Gin, Whisky oder Wodka allesamt Branntweine.
Beim Weinbrand hingegen – zum Beispiel Cognac – wird das Destillat nur aus Wein hergestellt, im Gegensatz zum Obstbrand, der zum Beispiel aus Steinobst wie Kirschen und Mirabellen oder Kernobst wie Äpfel oder Birnen gebrannt wird.
Und nun zurück zur Schreibung: Das Adjektiv gebrannt ist verantwortlich für die Buchstabenfolge nnt in Branntwein. Da sich das Substantiv Brand aber mit d schreibt, ist dies bei Weinbrand, also dem Brand aus Wein, auch so.
Das war jetzt ein Versuch, die Unterscheidung zwischen Branntwein und Weinbrand etwas vereinfacht darzustellen. Es geht aber auch sehr viel komplizierter. Blättern Sie mal in den Richtlinien des EU-Rechts für Spirituosen! Deren Definitionswirrwarr ist eigentlich nur bei einem Gläschen Branntwein zu ertragen. Oder Weinbrand. Wie’s beliebt. Aber nur ein wenziger Schlock, um mit Professor Crey alias Schnauz aus der "Feuerzangenbowle" zu reden.
Von wegen Koma und so.