Eingegangen sind Poeme der verschiedensten Art. Ganz kurze der Marke:
"… in dieser Stadt, da lacht sie dann / sich einen braven Schwaben an."Aber auch längere, die schon sehr dramatisch anheben:
"… kam dabei durch Biberach / und machte dabei so viel Krach, / dass man sie aus der Stadt vertrieb etc. etc. …"Manche sind ganz hübsch gereimt, bei anderen knirscht es gewaltig. Einige Verse wiederum stehen reimtechnisch auf sehr hohem Niveau, sind aber von der Aussage her entschieden tiefer angesiedelt, so dass sich ein Abdruck schon aus Gründen des Jugendschutzes verbietet.
Aber ein Manko haben die meisten: Richtig geschüttelt sind sie nicht. Ein Leser liegt fast richtig:
"… von dort ging sie nach Haldenwang / Und mäht’ vor Wut am Wald den Hang…"Nur bei zweien stimmt es vom Prinzip her.
"… floh weiter gleich zum See der Fee, drum heißt der, glaub ich, Federsee",dichtete ein Leser, wobei es hier mit der Logik etwas hapert. Und von einer Dame kam der Vorschlag, der zwar auch recht verrätselt klingt und zudem ein wenig feines Wort bemüht, hier aber dennoch zitiert sein soll:
"Dort quoll aus allen Rissen Schutt. / Das Leben ist beschissen, Ruth.".
Was lernen wir daraus?
Echte Schüttelreime schüttelt man nicht so einfach aus dem Ärmel. Um dieses Problem umfassend darzustellen, fehlt uns hier der Platz. Also nur so viel: Streng genommen entsteht ein Schüttelreim, wenn man am Ende von zwei aufeinanderfolgenden Verszeilen die Konsonanten/Konsonantengruppen der letzten beiden betonten Silben vertauscht.
Ein schönes Beispiel: "Es klapperten die Klapperschlangen, bis ihre Klappern schlapper klangen".
Etwas weniger streng genommen, gehören dazu auch Schüttelreime, bei denen zwar die Schreibung eines Konsonanten sich ändert, der Laut aber der gleiche bleibt. So dichtete Heinz Erhardt: "Nur Wasser trinkt der Vierbeiner, / der Mensch, der findet's Bier feiner." Und so funktioniert auch das berühmte, ganz kurze Exemplar: „Du bist / Buddhist“.
Die Lust am Schüttelreim entspringt einem Grundbedürfnis am freien Spiel mit der Sprache und ist uralt. Konrad von Würzburg – "wunden vunt, vunden wunt" – versuchte sich schon im 13. Jahrhundert daran. Auch der Geheimrat Goethe schätzte ihn zum Veräppeln seines braven Schreibers: "Ganz Winsen sich zur Ruhe legt, / Kein Lüftchen mehr die Luhe regt. / Dann hebt Gemuh, Gemecker an: / Die Herde heim treibt Eckermann." Und im Internet finden sich heute Abertausende von mehr und minder gelungenen Beispielen.
Noch eine Regionalie gefällig? Winfried Wild, früherer Kulturchef dieses Blattes, schüttelte immer auf Dienstreisen und kam dann feixend ins Büro:
"Will ich mal in Isny wandern, sag ich es gewiss nie andern, aber schon in Schweinebach werden mir die Beine schwach."